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»Das geht auf meine Kappe«

Selbstkritischer Tom Starke freut sich auf seine Paderborner Zukunft

Von Peter Klute
Paderborn (WB). Bis zum Ausgleich in der 54. Minute war es sein Abend, am Ende aber war Tom Starke nur einer unter vielen Verlierern. Vor dem 1:1 hatte der Torwart des SC Paderborn 07 fünf hochkarätige Chancen des VfL Bochum pariert, am Ende konnte aber auch er das 1:3 und die dritte Niederlage in Folge nicht verhindern.

»Es geht nicht darum, dass ein Einzelner glänzt, die Mannschaft hat vor allem in der ersten Hälfte gezeigt, dass sie die vergangenen Wochen vergessen machen will«, zog Starke nach dem Schlusspfiff diese Bilanz. Nicht nur die des Zweitliga-Aufsteigers, auch die von Starke hat in den jüngsten sechs Partien stark gelitten.
In der Winterpause von Bayer Leverkusen gekommen, war der Torhüter in den ersten fünf Begegnungen nur von einem Mitspieler (Eigentor Markus Bollmann gegen Unterhaching) zu bezwingen und hielt seinen Kasten anschließend viermal in Folge sauber. Jetzt steht seit sechs (sieglosen) Spielen (zehn Gegentoren) die Null nicht mehr. Für Starke ist das die Folge der personellen Situation: »Uns sind gerade in der Abwehr aufgrund von Sperren oder Verletzungen immer wieder Spieler weggebrochen.« Seinen Vorderleuten einen Vorwurf zu machen, liegt dem 25-Jährigen fern, die Art und Weise der Gegentore ärgert ihn aber maßlos. Bollmann ließ in Braunschweig sein zweites Eigentor folgen, auch Garry de Graef (gegen Dresden) traf ins eigene Netz, Dennis Schulp legte gegen 1860 München das Siegtor mit einem kapitalen Fehlpass mustergültig auf. Beim 1:1 und 1:2 gegen Bochum sprach der ehemalige Dresdner von zwei »Schlafwageneinlagen«, bei der zweiten sah er sich selbst beteiligt: »Das Tor nehme ich mit auf meine Kappe. Ich muss das Spielfeld überblicken und habe den Thomas Zdebel zu spät gesehen.«
Eine ehrliche Aussage, die sein Trainer für übertrieben hielt. »Das ist zu selbstkritisch. Wenn man dem Zdebel so einen Ball 100mal hinlegt, trifft er aus so schwierigem Winkel ein Mal. Das habe ich vorher nur von Marco van Basten im Europameisterschaftsfinale 1988 gesehen.« Drin war er trotzdem und der Paderborner Vorsprung auf einen Nicht-Abstiegsplatz schmilzt weiter. Für Starke aber kein Grund zur Panik: »Unser Polster ist immer noch gut. Wir dürfen und werden den Kopf nicht hängen lassen.«
Nach nur knapp drei Monaten ist er schon voll integriert und seit Freitag steht fest, dass seine sportliche Heimat auch in der neuen Saison Paderborn sein wird. »Es gab kein Signal aus Leverkusen, dass sie ab Sommer wieder mit mir planen, daher hatte ich nie das Gefühl, dass sie die Option ziehen werden«, kommentierte er die Vertragsverlängerung von Bayer-Keeper Jörg Butt und sein damit verbundenes Bleiben beim SCP. Luhukay nahm es ebenfalls erfreut zur Kenntnis: »Man hat heute wieder gesehen, wie wichtig Tom für uns ist.«
Dass die Vereine für nächstes Jahr ein Leverkusener Vorkaufsrecht für die Spielzeit 2007/2008 vereinbart haben, stört Starke wenig: »Ich habe nichts unterschrieben und entscheide alleine, ob ich zurück gehe. Wenn ich das nicht will, mache ich das nicht.«
Das sieht im Fall der Fälle nach Ärger aus, doch so weit ist es noch nicht. Aktuell heißen seine Konkurrenten Lukas Kruse und Stephan Loboué. Luhukay bescheinigt seinem Torwart-Trio eine sehr gute Zusammenarbeit und lobt vor allem seine Nummer drei: »Stephan trainiert unglaublich und nimmt seine Rolle wie Lukas absolut profihaft an. Er hätte es längst verdient, mal wieder im Kader zu stehen.« So wäre es dem Coach auch nicht leicht gefallen, einen Ersatz für Starke (hatte sich im Training eine Sehne am Schienbein entzündet) zu finden: »Wir haben Stephan nachnominiert und es wäre sehr schwierig geworden, mich zwischen Lukas und ihm zu entscheiden.«

Artikel vom 03.04.2006