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Sonne strebt in den Fischen aufwärts

Der Sternenhimmel im April - Erde begegnet stets kosmischer Materie

Von Reinhard Wiechoczek
Bielefeld (WB). Das Sternbild Großer Bär ist vor allem gekennzeichnet durch das Hinterteil des Tieres, gebildet vom Großen Wagen.

In der gegenwärtig zenitnahen Position fällt es jedoch leicht, trotz der verhältnismäßig lichtschwachen Sterne die komplette Figur zu konstruieren. Der Alpha-Stern Ursae Majoris ist das nördliche Rad der Hinterachse des Großen Wagens in 80 Lichtjahren Entfernung mit einer scheinbaren Helligkeit von 1.8m. Allgemein als „Augenprüfer“ bekannt ist der mittlere Deichselstern, der als Doppelstern für das normalsichtige Auge ohne Hilfsmittel die Komponenten Mizar (2.1m) und Alcor (4.0m) präsentiert.
Der Deichselbogen führt zum östlichen Bootes, dessen Hauptstern Arcturus (0.0m) mit Spica (1.0m) in der Jungfrau und Regulus (1.4m) im Löwen das Frühlingsdreieck bildet. Interessant ist auch ein Helligkeitsvergleich mit dem Hauptstern der Wasserschlange, Alphard, der genau 0.2m hell erscheint. Im Westen verabschieden sich mit Stier und Orion dominante Wintersymbole. Die Milchstraße verblasst zunehmend in den heller werdenden Nächten, schlägt einen sanften Bogen vom hellen Sirius am Südwesthorizont aufsteigend zu den Zwillingen im Westen, hin zum Fuhrmann und weiter zur Cassiopeia im tiefen Nordwesten, über Cepheus bis zum zirkumpolaren Deneb, dem Hauptstern des Schwans am Nordhorizont. Allmählich löst sich Wega vom Nordosthorizont, lenkt den Blick zum Kopf des Sternbilds Drache, das sich um den Kleinen Wagen mit Polaris schlängelt.
Bis zum 19. April strebt die Sonne in den Fischen aufwärts, danach gewinnt sie im Widder an nördlicher Deklination bis +14,6¡, so dass die südliche Mittagshöhe in OWL von etwa 44¡ auf fast 54¡ steigt. Der Mond steht im Ersten Viertel am 5.4. um 14.01 Uhr in den Zwillingen, Vollmond ist am 13.4. (18.40 Uhr) in der Jungfrau. Da es sich um den ersten Vollmond im Frühling handelt, gilt der nachfolgende Sonntag, der 16.4. als Termin für das christliche Osterfest. Im Letzten Viertel erscheint der Erdtrabant am 21.4. um 5.28 Uhr im Schützen, und der Neumond bleibt unsichtbar am 27.4. (21.44 Uhr) in den Fischen.
Jupiter taucht im Laufe des Abends im Südosten auf, ist rückläufig in der Waage und steigert seine Helligkeit auf -2.5m, er nähert sich seiner Opposition im nächsten Monat. Saturn mit 0.3m wird am 5.4. stationär, anschließend wieder rechtläufig im Krebs. Mars wechselt am 14.4. rechtläufig aus dem Stier in die Zwillinge und verliert bis auf 1.5m an Helligkeit. Weiterhin als Morgenstern leuchtet Venus mit bis auf -4.1m abnehmender Helligkeit im Wassermann.
Und stets begegnet die Erde vagabundierender kosmischer Materie, so Anfang April den Virginiden-Sternschnuppen, vom 12. bis 24. April den bis zu 50km pro Sekunde schnellen Lyriden und um den 17.4. auch den Sigma-Leoniden. Die Namen beziehen sich auf das Sternbild, aus dem die Meteore scheinbar ausstrahlen. Virginiden schwärmen aus der Jungfrau, Lyriden aus der Leier, Sigma-Leoniden aus dem Löwen um den Stern Sigma nahe der Ekliptik.

Artikel vom 29.03.2006