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Kommissar sieht plötzlich rot

Drama »Eine Frage des Gewissens« lehnt sich an Frankfurter Fall an

ARD, 20.15 Uhr: Ein Kommissar erpresst eine Aussage von einem Tatverdächtigen. Das Drama »Eine Frage des Gewissens« dreht sich um einen solchen Fall.

Jürgen Kellermeier, ehemaliger NDR-Programmdirektor und heute Berater des Senders, hatte die Idee. Der Fall Jakob von Metzler, die vom Frankfurter Polizei-Vizepräsidenten angedrohte Folterung des Tatverdächtigen, wenn der nicht das Versteck des entführten Kindes preisgäbe, könnte ein guter Filmstoff sein. Der NDR griff den Gedanken auf, ohne den authentischen Fall zu verfilmen.
Die Frage, ob körperliche Gewalt Festgenommenen gegenüber unter Umständen legitim ist oder nicht, steht im Zentrum des Fernsehfilms. Held ist der Polizist Martin Beltz (Christian Berkel), Single und kinderlos. Er sieht rot, als ein kleines Mädchen entführt wird und einer der beiden Entführer dessen Versteck nicht preisgeben will, obwohl das Kind zuckerkrank ist und Insulin braucht. Beltz dreht dem Verdächtigen den Arm um. Dessen Schreie hören andere, die »Folterung« lässt sich nicht verheimlichen. Aber die nötigen Informationen hat Beltz blitzschnell »bekommen«. Das Mädchen wird gerettet.
Sein Vorgesetzter kann ihm moralisch keinen Vorwurf machen, doch darf er diese Art der Aussageerpressung in Verbindung mit Körperverletzung im Amt nicht dulden. Auch nicht, wenn dadurch Leben gerettet wird. Martin Beltz wird vom Dienst suspendiert. Nach seiner Gerichtsverhandlung stürzt er in ein tiefes Loch, aus dem ihm auch die Mutter des Mädchens nicht heraushelfen kann. Er ist 47 Jahre alt, ohne Arbeit und jetzt auch noch vorbestraft. Schließlich erhält er ein fragwürdiges Angebot von einem privaten Sicherheitsdienst und gefährdet seine große Liebe.
Drehbuchautor Rafael Solá Ferrer: »Natürlich steht man emotional auf der Seite des Polizisten und versteht die, die ihn als Helden feiern. Aber dass selbst in einem solchen Fall die Spielregeln der Demokratie nicht einfach außer Kraft gesetzt werden und auch ein Verbrecher den Schutz der Gesetze genießt, ist der Preis, den wir für unsere freiheitliche Ordnung zahlen.« Auch Hauptdarsteller Christian Berkel ist sich nicht sicher, wie er im Ernstfall handeln würde. Nadeshda Brennicke spielt die Mutter des entführten Kindes. In weiteren Rollen: Nina Petri als smarte Security-Chefin und Hans Kremer als Vorgesetzter, dem Beamtenvorschriften über die persönliche Freundschaft gehen.

Artikel vom 29.03.2006