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Praxisgebühr soll auf 20 Euro steigen

Bert Rürup: Höhere Belastungen für Patienten sind zu erwarten

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld (WB). Die am 1. Januar 2004 eingeführte Praxisgebühr soll am 1. Januar 2007 erhöht werden. Nach Informationen dieser Zeitung soll auch die Zuzahlung bei Medikamenten steigen.
Bert Rürup: Patienten gehen zu oft zum Arzt.

Bei der Praxisgebühr wird derzeit von Gesundheitsexperten der Regierungskoalition eine Verdoppelung von zehn auf 20 Euro diskutiert. Bei der Arzneimittelzuzahlung soll der Mindestbetrag von fünf auf zehn Euro und der Höchstbetrag von zehn auf 20 Euro steigen.
Bereits Anfang des Jahres hatte Professor Bert Rürup, Mitglied des Sachverständigenrates, in einem vertraulichen Gespräch mit Vertretern des Deutschen Facharztverbandes erklärt, dass höhere Belastungen für die Patienten beispielsweise durch höhere Praxisgebühren und erhöhte Zuzahlungen bei Medikamenten zu erwarten seien. Ein Protokoll dieser sogenannten Potsdamer Runde liegt dieser Zeitung vor.
Themen des Gesprächs waren die dramatische Honorarentwicklung im fachärztlichen Bereich und die Koalitionsverhandlungen zur Gesundheitsreform. Nach Einführung der Praxisgebühr ist nach Angaben von Rürup die Zahl der Arztbesuche um zehn Prozent gesunken. Derzeit würden Patienten Ärzte acht Mal pro Quartal in Anspruch nehmen. Dies sei eine hohe Kontaktrate. Im Ausland seien es nur drei Arztkontakte je Quartal.
Die Praxisgebühr führt zu jährlich 1,6 Milliarden Euro Mehreinnahmen. Nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung gibt es bis zu 500 000 Zahlungsverweigerer. In dem vertraulichen Gespräch prophezeite Rürup ferner ein Krankenhaussterben von 25 Prozent in den nächsten drei bis fünf Jahren. Ferner würden Kliniken in Zukunft in erheblichem Umfang ambulante Leistungen anbieten. Bundesweit gibt es 2166 Kliniken.

Artikel vom 29.03.2006