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Fanpost für Lottchen Karottchen

Figurenbildner Norman Schneider arbeitet für Theater, TV, Agenturen

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). In Bielefelder Stoffgeschäften ist Norman Schneider Stammkunde. 08/15-Materialien sind allerdings nicht das, was der 33-Jährige sucht, sondern Seidiges, Samtiges, gern in Rosa oder Tigergefleckt. Norman Schneider ist Figurenbildner und Puppenspieler und hat sich auf textile Figuren spezialisiert.

Der Bielefelder, der sechs Jahre lang für die Thomas Niekamp Theater Company tätig war, dann im Einzelhandel sein Geld verdient hat und sich jetzt zum 1. April mit seiner Puppenwerkstatt selbstständig macht, betont: »Der Bau der Figuren hat mich immer mehr interessiert als das Spiel.« Schon als Junge habe er gern Figuren gebaut, irgendwann aber an »Grenzen gestoßen«. Deshalb hat Schneider Kurse bei erfahrenen Figurenbildnern - davon gibt es ein halbes Dutzend in Deutschland - besucht, viel selbst entwickelt und ausprobiert. Er freut sich: »Die Auftragslage ist gut.« Er baut Figuren nicht nur für Puppenbühnen, sondern für Werbeagenturen, den Zirkus, Bauchredner, TV-Sendungen. In seiner Werkstatt wartet zum Beispiel ein Zirkuspferd, in das zwei Artisten schlüpfen sollen, neben einem überdimensionalen Huhn (mit echten Federn) und zwei Geistern auf Auslieferung. Schneider baut für die Niekamp Theater Company elf Puppen für deren neue Inszenierung »Tischlein deck dich« und arbeitet parallel an »The Puppetabels« für das Bürgerfernsehen »Kanal 21«. 15 Sendeminuten mit den Hauptdarstellern »Lottchen Karottchen« und »Eberhard Salat« kosten rund 20 Stunden Vorbereitungszeit. Norman Schneider: »Nach inzwischen drei Folgen gibt es sogar schon Fanpost.«
Erster Schritt bei der Entwicklung der Puppen: Zeichnungen. Danach beginnt die aufwändige handwerkliche Tätigkeit mit dem Schnitzen von Styrophorköpfen, dem Beziehen mit Stoff, dem Nähen von Kostüm und Händen mit der Maschine oder - häufiger - Stich für Stich mit der Hand. Für Schneider das Wichtigste: »Dass die Figuren funktional und spielbar sind und gut aussehen.« Zudem müssten sie zum Beispiel für ein Theater »300 oder 400 Vorstellungen durchhalten«.
Unter Zeitdruck und quasi von jetzt auf gleich arbeite er ungern: »Ich will Qualität liefern.« Probleme, sich und seine Arbeit bekannt zu machen, habe er nicht gehabt, erzählt der Bielefelder: »Das Meiste erledigt die Mund-zu-Mund-Propaganda.« Natürlich müsse man sich auch um Aufträge bemühen - und vor allem gute Arbeit abliefern.
www.figurenschneider@hux.de

Artikel vom 28.03.2006