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Bielefeld ist nicht grau in grau

Im Stadtarchiv ist der Film »Durch das schöne Westfalen« zu sehen

Von Lars Rohrandt
Bielefeld (WB). Vollbesetzte Zuschauerränge bei einem Schwimmwettbewerb im Wiesenbad, ein Schützenfest auf dem Johannisberg mit dem einst so prächtigen Schützenhaus: Das sind aus Bielefelder Sicht nur zwei der Hingucker in dem 77 Jahre alten Film »Durch das schöne Westfalen«.

Jahrzehntelang war das älteste filmische Gesamtporträt Westfalens in Vergessenheit geraten, bis der Landschaftsverband Westfalen-Lippe es vor zwei Jahren restaurierte und neu herausgab. Dr. Markus Köster, Leiter des Westfälischen Medienzentrums in Münster, stellt den Klassiker aus dem Jahr 1929 am Mittwoch, 5. April, im Vortragsraum des Stadtarchivs an der Rohrteichstraße vor. Beginn der Veranstaltung ist um 17 Uhr.
»Die Gründe für das frühe filmische Westfalen-Porträt muten modern an«, erzählt Köster. »Der Westfälische Verkehrsverband und die Provinzialverwaltung Westfalen wollten einerseits auf Westfalen als touristische Region aufmerksam machen, andererseits sollte der Film die regionale Identität stärken.«
Den Auftrag für das Filmprojekt erhielt damals Hubert Schonger, der später zu den bekanntesten Dokumentarfilmern Deutschlands gehörte. Schonger setzte Westfalen in fünf in sich geschlossenen, jeweils 15-minütigen Regionalteilen ins Bild: »Um Ruhr und Lippe«, »Sauerland, Siegerland und Wittgensteinerland«, »Das Sauerland und die Soester Börde«, »Teutoburger Wald und Weserbergland« sowie »Das Münsterland«. Im Stadtarchiv stellt Köster den Lippe- und den Teutoburger-Wald-Teil vor. Das »Münsterland« blieb bisher verschollen.
Vor 77 Jahren feierte der Film -Ê nicht in Bielefeld, sondern in Berlin - eine glanzvolle Premiere. In der Hauptstadt jubelte die »Neue Preußische Kreuz-Zeitung«: »Westfalenland in unseren Gedanken grau in grau zeigt hier buntwechselnde Seiten in solch einer Fülle und Mannigfaltigkeit, dass es schwer fällt, auf einzelnes einzugehen.« Ein Kulturwert sei geschaffen worden. Anschließend ging der Film auf Tour, wurde in Westfalen, in Köln, Dresden, Hamburg, aber auch in Wien, Oslo und Brasilien gezeigt.
Lange Zeit hatte man befürchtet, dass der Film in den Wirren des Zweiten Weltkriegs verloren gegangen sei -Ê bis sich das Landesmedienzentrum um Dr. Markus Köster auf die Suche machte. »Aus verschiedenen Fragmenten, die offenbar als Arbeitskopien gedient hatten, ließen sich vier Teile vollständig restaurieren.«
Der 60-minütige Film »Durch das schöne Westfalen« (1929) ist telefonisch unter 02 51 / 59 139 02, als DVD (14,90 Euro) und VHS (9,90 Euro) beim Landesmedienzentrum zu bestellen.
westfaelisches-
landesmedienzentrum.de

Artikel vom 29.03.2006