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Bertelsmann will Kasse füllen

Konzern soll zur Abwehr des Börsengangs angeblich Musiksparte opfern

Gütersloh (dpa/WB/ef). Der Medienkonzern Bertelsmann bereitet sich Medienberichten zufolge darauf vor, einen vom belgischen Minderheitsaktionär Groupe Bruxelles Lambert (GBL) geplanten Börsengang abzuwehren. Dafür solle die Musiksparte verkauft werden.

Mit den Vorbereitungen für einen solchen Verkauf hat der Gütersloher Konzern nach Informationen der »Financial Times« Investmentbanker beauftragt. »Das sind Spekulationen. Dazu nehmen wir keine Stellung«, sagte Bertelsmann-Sprecher Oliver Fahlbusch gestern dieser Zeitung.
Die Musiksparte bei Bertelsmann umfasst eine 50-Prozent- Beteiligung an der weltweit zweitgrößten Plattenfirma Sony BMG, die Künstler wie Alicia Keys oder Shakira unter Vertrag hat. Außerdem gehört der gewinnträchtige Musikverlag BMG Music Publishing zu der Sparte. Das 2004 fusionierte Unternehmen Sony BMG hatte zuletzt mit Führungsproblemen und dem Verlust von Marktanteilen zu kämpfen.
Mit dem Verkauf des Musikgeschäfts könnte Bertelsmann etwa zwei Milliarden Euro erlösen. Das Aktienpaket, das GBL an die Börse bringen will, hat einen Wert von vier bis fünf Milliarden Euro.
Bertelsmann-Chef Gunter Thielen hatte vor einer Woche bei der Bilanzpressekonferenz gesagt, es sei nicht bekannt, wie viel seines Paketes von 25,1 Prozent der Kapitalanteile GBL an die Börse bringen wolle. Das Investmentunternehmen des belgischen Barons Albert Frère hat von Ende Mai an das Recht dazu.
Ein Börsengang gilt jedoch vor allem bei der Alteigentümer-Familie von Firmenpatriarch Reinhard Mohn (84) als unbeliebt. GBL, das im Jahr 2001 im Tausch mit Anteilen an der heutigen RTL-Gruppe ein Viertel an Bertelsmann zugefallen war, hatte in den vergangenen Jahren eine Garantiedividende von 120 Millionen Euro erhalten. Diese Garantie ist inzwischen ausgelaufen.
Nach Informationen des »Tagesspiegels« (Berlin) steht bei Bertelsmann nicht nur der Rückzug aus dem Musikgeschäft bevor, sondern es werde auch der Verkauf des Mehrheitsanteils am Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr ernsthaft erwogen. Die Hamburger Verlegerfamilie Jahr, mit 25,1 Prozent Gesellschafter von G + J, rechne bereits mit dem Ausstieg von Bertelsmann. Bertelsmann hält 74,9 Prozent an dem Zeitschriftenverlag.

Artikel vom 28.03.2006