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Der Klassiker der
Science-Fiction

Stanislaw Lem stirbt 84-jährig

Krakau (dpa). Der polnische Science-Fiction-Schriftsteller Stanislaw Lem ist tot.
Stanislaw Lem - für Science-Fiction-Freunde ein Begriff.

Der Autor des auch verfilmten Welterfolgs »Solaris« starb nach längerer Krankheit gestern im Alter von 84 Jahren in einer Klinik in Krakau (Krakow). Lem hat literarisch anspruchsvolle Science-Fiction-Klassiker geschaffen. Seine Bücher handeln oft vom wachsenden Einfluss der Technik auf die geistige Welt. Mit seinen millionenfach verbreiteten, auch ins Deutsche übersetzten Büchern gilt Lem als der erfolgreichste Autor der modernen polnischen Literatur. Im Jahre 2003 wurde Lem mit der Ehrendoktorwürde der Universität Bielefeld ausgezeichnet.
Lem zeichnete in seinen häufig düsteren, aber wissenschaftlich fundierten Werken ein mit den Jahren zunehmend pessimistisches Bild der Zukunftswelt, etwa in »Der futurologische Kongreß«. Viele deutsche Ausgaben sind im Suhrkamp oder Insel Verlag erschienen. Kritiker hoben hervor, dass es in Lems Büchern auch darum geht, unsere Ethik zu erweitern, weil der Mensch sich durch die technische Entwicklung sukzessive Eigenschaften aneigne, die traditionell Gott zugeschrieben wurden. Zu Lems bekanntesten Werken gehören »Sterntagebücher« und »Robotermärchen«, »Philosophie des Zufalls« und »Die Vergangenheit der Zukunft«. In »Solaris« (1961) stoßen Astronauten auf einen fiktiven Planeten, der sich als ein riesiges Lebewesen mit wunderbaren Fähigkeiten entpuppt. Die Bühnenfassung dieses Bestsellers brachte das Ensemble des Aachener »Ludwig-Forums« im Januar 1992 zur Uraufführung.
Der am 12. September 1921 im heute ukrainischen Lviv (Lemberg) geborene Lem debütierte 1946 mit »Der Mensch vom Mars« als Schriftsteller. Sein erster Science-Fiction-Roman erschien 1946 in einer Romanheftreihe, geriet dann aber in Vergessenheit, bis er 1989 unter dem Titel »Der Mensch vom Mars« neu aufgelegt wurde. Das eigentliche literarische Debüt von Lem »Hospital der Verklärung«, vereitelte 1948 die Zensur des polnischen Staates.
Wegen der zunehmenden internationalen Bekanntheit konnte Lem später seine Werke ohne größere Probleme international publizieren. In den letzten Jahren erschienen auf Deutsch »Das Geheimnis des chinesischen Zimmers«, »Die Technologiefalle« (Essays), »Riskante Konzepte« und »Die Megabit-Bombe.

Artikel vom 28.03.2006