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Ensemble sorgt für
innere Heiterkeit

Passionsmusik in Bartholomäuskirche


Brackwede (gal). Im Alter von 26 Jahren komponierte Giovanni Battista Pergolesi kurz vor seinem Tode sein berühmtes »Stabat mater«. Dieses Auftragswerk, das dem Schmerz der Mutter Maria so unvergleichlich Ausdruck verleiht, stand im Mittelpunkt einer eindrücklichen Passionsmusik in der Bartholomäuskirche Brackwede. Das Orchester der Kantorei unter der Leitung von Walter Haverkamp und die Solistinnen Anne Eisenhauer-Biermann (Sopran) und Kerstin Harms (Mezzosopran) boten im gut besetzten Kirchenraum eine insgesamt überzeugende Leistung. Haverkamp hatte für seine Aufführung eine Besetzung ohne Kontrabass-Fundament und Orgel gewählt, was den hellen Sängerstimmen durchaus entgegen kam. Besonders in den opernhaft angelegten Teilen des Werkes verbreitete sich so eine innere Heiterkeit, die vor allem der höhensichere Sopran von Eisenhauer-Biermann vermittelte.
Beide Solistinnen überzeugten durch stimmliche Präsenz und innere Ruhe in der Gestaltung ihres umfangreichen Parts. Auch im »Salve Regina« von Domenico Scarlatti mit seinen großen Melodienbögen und in Christoph Werners Konzert »In dir ist Freude«, sangen beide Interpretinnen mit starkem Ausdruck und geschmeidiger Geläufigkeit. Haverkamp gab hier an der Orgel das zurückhaltend gestaltete, harmonische Fundament. Das Laienorchester unter seiner Leitung hatte die heikle Aufgabe, einen überaus nuancenreichen Klang zu erzeugen. Dies gelang besonders in den ruhigen, gedämpften Partien auch in der »Sinfonia in e« von Allesandro Scalatti für zwei Flöten und Streicher. Hier war im Zusammenspiel mit den Flöten von Elisabeth Kräser (Blockflöte) und Tim Henning Lüttge (Querflöte) beseeltes Musizieren zu erleben.
Lüttge, mehrfacher Preisträger bei »Jugend musiziert« und mittlerweile examinierter Musiker, bot einen besonderen Konzerthöhepunkt. Im sonnendurchfluteten Kirchenraum entfaltete der Künstler im »Menuett und Reigen der seligen Geister« von Christoph Willibald Gluck und in der »Sonate in G« für Flöte und Cembalo von Antoine Mahault einen überirdisch schönen, edlen Ton mit »Gänsehaut-Charakter«. Selbst bei den schwierigsten Laufkaskaden im letzten Variationensatz strahlte er eine Leichtigkeit aus, die verblüfft und den Besucher gebannt zuhören lässt. Das Publikum dankte allen Ausführenden mit starkem Applaus.

Artikel vom 28.03.2006