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Calmund sieben Stunden verhört

Keine Manipulation beim Bundesligaspiel Leverkusen gegen Bielefeld

Köln (WB/dpa). Der Manipulationsverdacht gegen die Bundesliga-Begegnung Bayer Leverkusen - Arminia Bielefeld (3:1) aus der Saison 2002/2003 ist vom Tisch.

»Das hat sich als Gerücht herausgestellt«, sagte der Kölner Oberstaatsanwalt Günther Feld. Dagegen gebe es ernst zu nehmende Hinweise, dass es bei einer anderen Begegnung in jener Spielzeit zu Manipulationen gekommen sein könnte. »Da geht es über ein Gerücht hinaus, es gibt einen Anfangsverdacht«, erklärte Feld. Bei dem Spiel handelt es sich offenbar um die Partie Bayer gegen 1860 München (3:0).
Auch dazu wurde der frühere Leverkusener Manager Reiner Calmund gestern durch die Kölner Staatsanwaltschaft vernommen. Der ehemalige Fußball-Funktionär geht davon aus, die Vorwürfe der Spielmanipulation entkräftet zu haben. »Nach der heutigen Vernehmung von Herrn Calmund sehen wir den öffentlich immer wieder verbreiteten Vorwurf der Manipulation von Bundesliga-Spielen als ausgeräumt an«, hieß es in einer Erklärung der Calmund-Anwälte nach der sieben Stunden langen Vernehmung.
Gegen Calmund wird wegen des Verdachts der Untreue nach ungeklärten Bargeldzahlungen aus der Kasse seines Ex-Clubs Bayer 04 Leverkusen von 580 000 Euro an den Gütersloher Spielervermittler Volker Graul ermittelt. Die Staatsanwaltschaft hat nach eigenen Angaben Hinweise, dass dieses Geld für die Manipulation von mindestens einem Bundesligaspiel verwendet worden sein könnte.
»Herr Calmund hat ausführlich alle Vorgänge über die Beschaffung von Optionen für neue Spieler wegen des damals anstehenden Lucio-Transfers erläutert«, erklärte Calmunds Rechtsbeistand Stefan Seitz. »Er hat ferner die abwegigen Manipulationsvorwürfe entkräftet. Es sind keine Fragen offen geblieben.« Nun hoffe sein Mandant, »dass Bayer 04 Leverkusen die Legende der Spielmanipulation mit der gleichen Klarheit wie Herr Calmund in der Öffentlichkeit zurückweist.«
Bereits zuvor hatte die Staatsanwaltschaft mitgeteilt, dass es in der Saison 2002/2003 bei der Partie der Leverkusener gegen Arminia Bielefeld keine Manipulationen gegeben habe. Günther Feld verwies vor Ende der Vernehmung erneut auf Hinweise, es könne in einem anderen Spiel nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. Ins Blickfeld geriet Bayers 3:0 gegen 1860 München.
Reiner Calmund hatte dabei schon vor dem Gang zur Staatsanwaltschaft angekündigt, alle Anschuldigungen aufzuklären. »Ich bin froh über den Termin, es wird ein Befreiungsschlag«, sagte er. Mit der Vernehmung ist für den 57-Jährigen aber weder alles vorüber noch die Affäre beendet. »Das wird sich noch eine ganze Weile hinziehen, vor allem wenn weitere Zeugenvernehmungen für die Ermittlungen notwendig sein sollten«, erklärte Feld.
Der Anfangsverdacht gegen Calmund auf Spielmanipulationen basiert auf einem Brief des Bayer-Juristen Walther Graf, den er am 9. März im Auftrag des Vereins an die Staatsanwaltschaft geschickt hat. Darin wird offenbar mitgeteilt, der Ex-Manager habe am 26. Mai 2004 angedeutet, dass bei der Partie Leverkusen gegen München am 33. Spieltag der Saison 2002/2003 »etwas gelaufen« sei. Bayer stand vor diesem Spiel auf einem Abstiegsplatz. Laut dem Schreiben von Graf soll Calmund angegeben haben, von Graul vor der Begegnung angesprochen worden zu sein. Der Ex-Profi habe ihm angeboten, »etwas machen zu können« und dafür 580 000 Euro verlangt.

Artikel vom 28.03.2006