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Karstadt-Quelle

Geld statt Tafelsilber


Ist das Tal der Tränen endlich durchschritten? Die Mitarbeiter von Karstadt-Quelle mussten in den vergangenen Monaten viel dazu beisteuern, dass der ins Wanken geratene Warenhausriese nicht umkippt, sprich Insolvenz anmeldet. Die einen verzichteten auf einen Teil ihres Lohns, andere verloren ihren Arbeitsplatz oder wurden aus dem Konzern ausgelagert, wie es etwa in den Karstadt-Filialen Höxter, Detmold und Minden der Fall ist.
Aber erst jetzt ist dem Sanierer Middelhoff wohl ein nachhaltiger Befreiungsschlag gelungen: Der Verkauf von Immobilien spült 3,7 Milliarden Euro in die Kassen des Konzerns. Das hat den Vorteil, dass Karstadt wieder schuldenfrei ist, nicht länger unter einer drückenden Zinslast zu leiden hat und zudem seine viel zu dünne Eigenkapitaldecke aufpolstert. Das bedeutet: Es gibt wieder Spielraum für Zukäufe.
Die Strategie ist klar: Middellhoff will den Konzern auf ein breiteres Fundament als bisher stellen. Dazu dürfte auch der Ausbau der Reisesparte zählen. Mit seinem 50-Prozent-Anteil an Thomas Cook verdient Karstadt jedenfalls besser als mit Warenhäusern und Versandhandel.
Der Verkauf des Tafelsilbers, also der eigenen Immobilien, mag bedauert werden, ist aber inzwischen gängige Praxis: Erst vor kurzem hat die Dresdner Bank selbstgenutzte Filialen und Büros an einen Finanzinvestor verkauft. Wie im Fall Karstadt brauchte auch die Bank Geld für das Kerngeschäft. Edgar Fels

Artikel vom 28.03.2006