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Immer mehr Handy-Sünder

Häufige Kontrollen sorgen für Höchststand in Flensburger Kartei

Von Wolfgang Schäffer
Flensburg (WB). Immer mehr Autofahrer werden beim Telefonieren am Steuer erwischt. 2005 wurden deshalb fast 290 000 Menschen mit 40 Euro und einem Punkt in der Flensburger Verkehrssünderkartei bestraft. 160 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Insgesamt waren Ende des vergangenen Jahres etwa 8,2 Millionen Menschen im Verkehrszentralregister (VZR) des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) registriert. Das bedeutet eine Steigerung um 7,6 Prozent zum Jahr 2004 und zudem einen neuen Höchststand. »Noch nie zuvor in der Geschichte hatten wir so viele Eintragungen«, betonte gestern KBA-Präsident Ekhard Zinke. Für ihn ist das aber keineswegs gleichbedeutend mit einer gewachsenen Disziplinlosigkeit im Straßenverkehr. Vielmehr sieht Zink die Ursachen für die neue Rekordmarke in der Sünderkartei in der ständig steigenden Kontrolldichte auf den Straßen.
Das treffe gerade auch für das verbotene Telefonieren am Steuer zu. 25 000 dieser Verstöße werden in etwa Monat für Monat aufgedeckt. Überraschend dabei allerdings, dass es vor allem die Fahrergruppe der 26- bis 45-jährigen ist, die das Handy im Auto ohne Freisprechanlage nutzt. Experten hatten hier eher einen hohen Anteil der 18- bis 26-Jährigen erwartet.
Deutlich angestiegen ist im vergangenen Jahr die Zahl der Verkehrsteilnehmer, die unter dem Einfluss von illegalen Drogen am Steuer saßen. Während die Alkoholdelikte (214 000) wie in den Jahren zuvor weiter rückläufig sind (minus 2,1 Prozent zu 2004) registrierten die Behörden einen erheblichen Anstieg der anderen Rauschmittel. Delikte im Zusammenhang mit der Einnahme von Drogen wie Cannabis, Heroin, Amphetaminen oder Medikamenten nahmen um 13 Prozent auf jetzt 27 900 Fälle zu. Damit machen diese Verstöße inzwischen bereits einen Anteil von 11,5 Prozent aller Drogenvergehen aus.
Die Zahl der zugelassenen Autos indessen ist erneut gewachsen: 46,1 Millionen Fahrzeuge sind laut KBA-Jahresstatistik in Deutschland angemeldet. Das sind 1,6 Prozent mehr als 2004 und fast 16 Prozent mehr als 1994. Im Durchschnitt ist ein Auto acht Jahre alt. Ebenfalls um 1,6 Prozent im Vergleich zu 2004 stiegen die Pkw-Neuzulassungen auf 3,3 Millionen (2005).
Unterdessen wollen die 25 EU-Staaten die Jagd auf Verkehrssünder mit einem neuen EU-Führerschein noch in diesem Jahr erleichtern. Die Verkehrsminister beschlossen gestern in Brüssel die Einführung einer einheitlichen Fahrerlaubnis für alle Autofahrer in der Europäischen Union. Die Übergangsfristen für den Umtausch alter Scheine reichen bis zum Jahr 2032. Der deutsche Ressortchef Wolfgang Tiefensee will den Beschluss aber schon Ende des Jahres nutzen, um den so genannten Führerscheintourismus einzudämmen. Wer seine Fahrerlaubnis verlor, weil er mit Alkohol oder Drogen im Blut am Steuer saß, konnte sich bisher im EU-Ausland Ersatz besorgen.
Allein in Deutschland gibt es Tiefensee zufolge 2600 bis 2800 solcher Missbrauchsfälle. So etwas werde es nun nicht mehr geben. Seite 4: Kommentar
www.kba.de

Artikel vom 28.03.2006