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Orchestersterben

Die Kultur wird kleingespart


Die jahrhundertelange Kleinstaaterei in Deutschland war kulturell ein Segen. Weil jedes Königreich und jedes Fürstentum den Nachbarn ausstechen wollte, bildete sich bei den schönen Künsten eine Vielfalt heraus, die in der Welt ihresgleichen suchte. Nicht zufällig durfte sich Deutschland als Land der Dichter, Denker, Komponisten und Musiker rühmen lassen.
Dieser Ruf nimmt Schaden, wenn Bund, Länder und Gemeinden weiter bei den Ausgaben für die Kultur kürzen. Weil die Zuschüsse immer spärlicher fließen, müssen Sinfonie- und Kammerorchester aufgeben, Theater den Spielplan verkleinern und ausgebildete Musiker und Schauspieler zum Arbeitsamt. Der Bund konzentriert sich auf Prestigeobjekte wie das Pergamonmuseum in Berlin, dessen Sanierung allein 351 Millionen Euro kostet. Gleichzeitig müssen Träger freier Kulturarbeit mit immer weniger Geld leben, die Musikschulen die Unterrichtsgebühren anheben und Chöre und Orchester mühsam das Geld für Probenwochenenden zusammenkratzen.
Wenn Kinder nicht mehr zum teuren Instrumentalunterricht gehen und Laienorchester darben, leidet die Begeisterung für Kultur. Die Kleinstaaterei ist vorbei, jetzt regiert das Kleinsparen. Dietmar Kemper

Artikel vom 30.03.2006