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»Fühle mich wie
im falschen Film«

Torhüter Starke saß auf Bayer-Bank

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Paderborns Zweitliga-Torhüter Tom Starke ist irritiert. Den 25-Jährigen, in der Winterpause vom Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen gekommen, haben die neuen Manipulationsvorwürfe aus der Spielzeit 2002/2003 nachdenklich gemacht. Erklären kann er sich die Spekulationen und Gerüchte um die Bayer-Siege gegen Arminia Bielefeld (3:1), 1860 München (3:0) und 1. FC Nürnberg (0:1) nicht.
Seit Januar für den SC Paderborn am Ball: Torhüter Tom Starke. Foto: Hörttrich

Herr Starke, Sie saßen bei allen drei genannten Spielen als Ersatztorhüter auf der Bayer- Bank. Gibt es im Rückblick irgendeine Situation, die Ihnen mit dem Wissen von heute merkwürdig vorkommt?Starke: Nein. Ich weiß nur noch, dass wir damals eine unheimliche Angst vor dem drohenden Abstieg hatten. In den vergangenen Tagen habe ich mal einige meiner Mitspieler angerufen, aber nicht einer hat irgendeinen Verdachtsmoment. Ich habe mir die Spiele auch noch einmal auf Video angeschaut und konnte nichts entdecken. Jetzt hoffe ich nur, dass diese für uns alle sehr unangenehme Geschichte ganz schnell aufgeklärt wird.

Haben Sie denn eine Ahnung, aus welcher Richtung die immer neuen Gerüchte kommen?Starke: Auch hier muss ich passen. Merkwürdig ist nur, warum das alles erst jetzt rauskommt und die ganze Geschichte, wenn denn was dran ist, nicht schon eher aufgeflogen ist.

Die Staatsanwaltschaft Köln spricht inzwischen von mehr als Gerüchten und Gerede und behauptet, die Manipulationsvorwürfe hätten mehr Substanz bekommen. Starke: Da frage ich mich, wie das funktionieren soll. Angenommen, ich hätte im Tor gestanden und wäre bestochen worden, wie soll ich als Torhüter ein Spiel manipulieren, wenn ich keinen Ball aufs Tor bekomme? Oder das Beispiel Ansgar Brinkmann. Der Bielefelder wurde ja auch sehr schnell als möglicher Täter genannt. Der hat bei unserem 3:1-Sieg einen Elfmeter zum 1:0 für die Arminia verwandelt. Für ihn wäre es doch ein Leichtes gewesen, den Ball nebenher zu schießen.

Sie würden Spielmanipulationen generell ausschließen?Starke: Nein, natürlich nicht. Aber ich fühle mich zurzeit so, als säße ich im falschen Film. Ich kann nicht glauben, dass so etwas in der Bundesliga möglich ist. Außerdem erscheinen mir die genannten Summen auch als viel zu niedrig. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass man für 500 000 oder 800 000 Euro ein Bundesligaspiel kaufen kann.
Letztlich kann ich aber nur für mich sprechen. Ich könnte so etwas nicht, außerdem glaube ich noch immer daran, dass es unter uns Sportlern auch so etwas wie einen Ehrenkodex gibt. Deshalb halte ich es für völlig irrsinnig anzunehmen, dass Fußballer absichtlich ihre eigenen Spiele verschieben. Wenn da irgendetwas gelaufen sein sollte, dann höchstens auf Funktionärsebene.

Artikel vom 28.03.2006