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Abwehrchef Gliniars hat Spaß

Oberliga: SC Verl - VfB Fichte 3:0 / Reitemeier nach neun Minuten raus

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Nein, wie richtige Verlierer fühlten sich Spieler, Trainer und Funktionäre des VfB Fichte gestern Abend nicht. Zwar ging das über weite Strecken triste OWL-Derby der Fußball-Oberliga beim Primus SC Verl erwartungsgemäß mit 0:3 (0:1) verloren; gleichwohl verabschiedeten sich die stark ersatzgeschwächten Bielefelder erhobenen Hauptes aus dem Stadion an der Poststraße.

»So steigen wir im Leben nicht ab«, hatte VfB Fichte-Fußballboss Rainer Goldmann ein »unglaublich starkes Spiel« der Roten gesehen. »Verl hat Druck gemacht. Aber wir haben fantastisch dagegen gehalten«. Auch Marketing-Geschäftsführer Dirk Starke sprach von einem »mutigen Auftritt. Kompliment, wie die Mannschaft sich hier verkauft hat«.
Beruflich bedingt kam Yorck Bergenthal zwei Minuten, Mark Sawkill zehn Minuten zu spät. Holger Peterhanwar nahm trotz einer Beckenverletzung den Pfosten-Posten ein. Trainer Sven Moning (»Wir sind sehr selbstbewusst aufgetreten und haben im spieltechnischen Bereich mit dem Gegner mitgehalten«) improvisierte kräftig und stellte Spieler auf Positionen, die sie zuvor noch nie bekleidet hatten. Als Abwehrchef für den traurigen Güven Aydin (»Es ging einfach nicht«) fungierte Christopher Gliniars. Der hatte »richtig Spaß. Ich mag es gerne, das Spiel vor mir zu haben. Und«, fügte er süffisant hinzu, »Soner Dayangan hat mich nicht einmal überlaufen«. Der frühere Torjäger des VfB Fichte zollte der aufmerksamen Defensivarbeit seines »besten Freundes« ein Lob und bedauerte sein erfolgloses Wirken: »Schade, ich hätte gerne ein Tor geschossen«.
Nachdem Heinrich Schmidtgal den Pfosten anvisiert hatte (2.), war Verls zweiter Torschuss schon ein Treffer. Im Anschluss an eine Bode-Ecke traf Carlos Castilla. »Ungewöhnlich für meine Mannschaft, dass sie nach einer Standardsitation ein Tor kriegt«, wunderte sich Sven Moning hinterher.
Als Jens Reitemeier nach neun Minuten wegen einer Oberschenkelzerrung ausgewechselt werden musste, konnte einem angst und bange um den VfB Fichte werden. Doch die defensiv ausgerichteten Gäste fingen sich zunehmend und fabrizierten in homöopathischen Dosen (bis zum Strafraum) auch gefällig anzusehende Offensivaktionen. Schade, dass Tobias Wiens verstolperte (20.) - da war mehr möglich. Verl, angetrieben von Jörg Bode, wirkte recht ideenlos gegen den Bielefelder Abwehrriegel. Auf der anderen Seite versuchte es Robert Mainka, der eine verunglückte Cinar-Rückgabe erlief, mit einer »Schwalbe« im 16er und sah für diese Unsportlichkeit zurecht »Gelb« (43).
Auch das 0:2 fiel zu einem psychologisch denkbar ungünstigen Zeitpunkt. In der 47. Minute verwertete Schmidtgal eine Bode-Flanke per Kopf. Mit der Doppeleinwechslung der beiden frischen Spitzen Belombo und Sawkill (68.) begann die stärkste Phase des VfB Fichte, der sich jetzt seine beiden einzigen Ecken erkämpfen konnte. Die erste fand in Belombo einen Abnehmer; seine Abschlusshandlung wehrte Rogowski mit der Hand auf der Linie ab. Das »roch« nach Elfmeter für den Vorletzten.
Den Schlusspunkt des holprigen »Familientreffens« - der Rasen in Verl war in keinem guten Zustand - bildete das 3:0 durch den kurz zuvor eingewechselten Beck. Janis Theermann ärgerte sich über »abolut unnötige Gegentore«.
Verls Trainer Mario Ermisch wirkte nach dem ökonomisch eingefahrenen Dreier recht zufrieden und resümierte, sein Team sei »wie eine Spitzenmannschaft« auftgetreten. »Das war ein harter Arbeitssieg. Wer ein Fußballfest erwartet hatte, war fehl am Platz«.
VfB Fichte: Peterhanwar - Rasic, Gliniars, Götting, Warnow, Theermann, Reitemeier (9. Basdas), Smith, Mainka, Wiens (68. Belombo), Özdemir (68. Sawkill).
Tore: 1:0 Castilla (3.), 2:0 Schmidtgal (47.), 3:0 Beck (90.).
Zuschauer: 550.

Artikel vom 30.03.2006