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Spionagefotos aus dem All
Google Earth hat neues Bildmaterial für Deutschland - jetzt auch Mac-Version
Hochaufgelöste Bilder aus dem All -Êdas hatte lange Zeit etwas von James Bond. Doch die Fotos von »Spionagesatelliten« sind nicht mehr nur der Vorbereitung militärischer Einsätze vorbehalten: Mit einem leistungsstarken Computer, einer schnellen Internetanbindung und dem Programm Google Earth auf der Festplatte kann Otto-Normalsurfer aus dem Weltraum auf die Erde blicken.
Google Earth, die Satellitenbilder-Software des Suchmaschinenbetreibers Google, verwendet Bilder der Satelliten von Keyhole - Google hat die ganze Firma kurzerhand gekauft. Die Bedienung der Software, die in der Basis-Version kostenlos aus dem Internet geladen werden kann, ist einfach: Der Anwender startet auf dem Globus, den er nach Belieben drehen, rotieren und zoomen kann. Mühelos lassen sich Straßennamen, Grenzen oder andere Informationen einblenden. Allerdings sind längst nicht alle Landstriche in bestmöglicher Auflösung vorhanden, und die Bilder von Satelliten und Flugzeugen können bis zu drei Jahre alt sein.
Seit März lassen sich auch große Teile Deutschlands detailliert auf den Schirm zaubern. Bislang war das lediglich bei einigen Großstädten der Fall. Jetzt zeigt sich zum Beispiel auch Herford ansehnlich. Auch sonst hat Google Earth in Sachen »Deutschlandkunde« dazu gelernt: Die eher spärlichen Zusatzdaten hatte Stefan Kühn von der Uni Trier um die Datensätze für 2600 Orte erweitert. Jetzt gibt es weitere 20 000 Ortsbeschreibungen aus der freien Datenbank D-Ort für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Für viele Orte bringt die Datenbank, die man als Datei in Google Earth importieren kann, außerdem Verknüpfungen zur Wikipedia.
Es gibt auch eine Alternative zu Google Earth: Weitgehend unbeachtet ist das Open-Source-Programm World Wind von der NASA. Dabei bietet es etwa mit Darstellungen des Klimawandels einen echten Mehrwert, berichtete das Computermagazin c't. World Wind bietet sogar weitaus mehr Funktionen als Google Earth. Über eine offene Schnittstelle namens »Web Mapping Service« sammelt das Programm Daten von Wetterstationen, Satellitenbetreibern oder Forschungsinstituten über die Erde. So lassen sich etwa tagesaktuelle Temperaturen und Niederschläge darstellen. Beispielsweise kann man auch die Auswirkungen des Klimawechsels, von El Niño oder der großen Waldbrände in Alaska 2004 für Nordamerika beobachten.
Für einen hochauflösenden Blick auf Europa eignet sich derzeit Google Earth besser. Allerdings ist nicht gewährleistet, dass die Bilder authentisch sind.
Nachdem etwa Kritiker bemängelten, die gestochen scharfe Darstellung des Weißen Hauses würde eine Einladung für Terroristen sein, habe Google die Bilder still und heimlich verändert, scheibt die c't.
Für beide Programme braucht man eine DSL-Leitung, um die Satellitenbilder schnell nachladen zu können. Genügend Speicherplatz auf der Festplatte sowie ein Arbeitsspeicher von mindestens 512 MByte sollten ebenfalls vorhanden sein, um zum Beispiel einen Flug über den Grand Canyon genießen zu können. (tl)

Artikel vom 14.04.2006