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Leben und Arbeit der Menschen in Bethel

Ausstellung »175 Jahre Friedrich von Bodelschwingh«

Von Hendrik Uffmann
Bielefeld (WB). In Berlin hatte Bundeskanzlerin Merkel die Ausstellung eröffnet, die nächste Station ist das Europaparlament in Brüssel. Doch dazwischen ist die Schau »Gemeinschaft verwirklichen - 175 Jahre Friedrich von Bodelschwingh« in Bielefeld zu sehen.

Gestern eröffneten Oberbürgermeister Eberhard David und Bethel-Vorstandsvorsitzender Pastor Friedrich Schophaus die Ausstellung, die neben dem Leben und Wirken Friedrich von Bodelschwinghs vor allem die Arbeit der größten diakonischen Einrichtung Europas zeigt. Präsentiert werden die Bereiche Behindertenhilfe, Hospizarbeit, Jugend- und Altenhilfe, Kliniken und Psychiatrie.
Mit eröffnet wurde die Ausstellung auch von Sylvia Schön und Kai Roprecht. Beide leben und arbeiten in Bethel, haben sich dort kennen gelernt und zeigen in der Ausstellung, wie ihr Alltag aussieht. »Ich habe gerne mitgemacht, weil ich auch einmal helfen wollte«, sagte Roprecht. Dass er Epilepsie hat, bezeichnete er nicht als Behinderung, sondern als Einschränkung. Und die, so der 28-Jährige, habe fast jeder Mensch. »Auch der Oberbürgermeister, der trägt ja eine Brille.«
In Veranstaltungszentrum Neuen Schmiede in Bethel arbeitet Kai Roprecht als Hausmeistergehilfe, kümmert sich um das Wechseln defekter Glühbirnen und mäht den Rasen, wie er erzählt. Einen epileptischen Anfall ahne er meist schon im Voraus. »Kopfschmerzen sind ein erstes Warnzeichen. Dann lege ich mich auf eine Couch und warte, bis der Anfall kommt.«
Wichtig sei ihm die Hilfe seiner Verlobten Sylvia Schön. Die 32-jährige ist lernbehindert und arbeitet in den Bernhard-Mosberg-Werkstätten in Bethel und sagt von sich selbst: »Ich kann nicht lesen, schreiben, schwimmen und rechnen.« Reinhard Elbracht, Fotograf aus der Presse- und Kommunikationsabteilung in Bethel, hat das Paar für die Ausstellung begleitet, bei der Arbeit, aber auch in der Freizeit fotografiert. Dass beide so offen mit ihrer Einschränkung umgehen und ihr Leben in der Ausstellung präsentieren, solle Menschen auf die Arbeit in Bethel aufmerksam machen, sagen sie.
Unterteil ist die Schau in mehrere Bereiche, die in der Bürgerberatung und dem Eingangsbereich des Neuen Rathauses zu sehen sind. Dabei können die Besucher auch selbst die Erfahrung machen, wie sich körperliche Einschränkungen auswirken.
Oberbürgermeister David sagte, die Ausstellung zeige die Vision Bethels von Gemeinschaft. Er kündigte an, dem Rat einen Vorschlag für die Benennung der beiden Räume zu machen, die bei der Renovierung des Rochdale-Raumes in Alten Rathaus (das WESTFALEN-BLATT berichtetet) entstehen. »Nach meiner Idee sollen sie Bethel-Raum und Johanneswerk-Raum heißen.«
Geöffnet ist die Ausstellung bis zum 12. April im Bereich des Neuen Rathauses montags bis mittwochs von 7 bis 17.30 Uhr, donnerstags von 7 bis 18 Uhr sowie freitags von 7 bis 14 Uhr. In der Bürgerberatung ist sie montags und dienstags von 7.30 bis 16 Uhr, mittwochs von 7.30 bis 13 Uhr, donnerstags von 7.30 bis 19 Uhr und freitags von 7.30 bis 16 Uhr zu sehen. Heute und am Donnerstag gibt es Informationstage, Gruppen können sich anmelden unter Tel. 144-3599.

Artikel vom 28.03.2006