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Karstadt-Quelle ohne Schulden

Konzern verkauft Immobilien für 4,5 Milliarden Euro, bleibt aber Mieter

Düsseldorf/Essen (dpa). Mit einem Immobilien-Verkauf im Volumen von bis zu 5,1 Milliarden Euro entschuldet sich Karstadt-Quelle auf einen Schlag.
Sanierer: Vorstandschef Thomas Middelhoff

Zugleich kann damit das drastisch geschrumpfte Eigenkapital deutlich aufgestockt werden. Alle 97 verkauften Waren- und Sporthäuser sollen komplett zurückgemietet und weiterbetrieben werden. »Der Konzern wird bis Ende 2008 durchgreifend saniert sein«, kündigte Vorstandschef Thomas Middelhoff gestern bei der Bilanzvorlage in Düsseldorf an.
Aus dem Verkauf fließen Karstadt-Quelle unmittelbar Einnahmen von 3,7 Milliarden Euro zu. Käufer ist eine gemeinsame Gesellschaft zwischen dem zur US-Investmentbank Goldman Sachs gehörenden Immobilienfonds Whitehall und der KarstadtQuelle AG. Whitehall werde mit einem Anteil von 51 Prozent die Mehrheit an der gemeinsamen Gesellschaft übernehmen.
Zu dem Immobilienpaket zählen zunächst sämtliche 85 noch im Besitz des Konzerns befindlichen Warenhäuser sowie 12 Sporthäuser und ein Paket von 77 weiteren Immobilien, darunter Parkhäuser und Bürogebäude.
Weitere 800 Millionen Euro erwartet Karstadt-Quelle in den kommenden drei bis fünf Jahren als Beteiligung an der Wertsteigerung durch eine schrittweise weitere Vermarktung der Immobilien. In den kommenden Monaten sei zusätzlich der Verkauf weiterer Immobilien wie Bürogebäude oder Grundstücke im Wert von etwa 600 Millionen Euro geplant. Zuvor waren schon zwei Milliarden Euro durch bereits abgeschlossene Verkäufe etwa der Fachhandelsketten erzielt worden.
Die Waren- und Sporthäuser des Konzerns werden mit langfristigen Verträgen zu den gleichen Konditionen zurückgemietet, die bislang an die konzerneigene Immobilientochter gezahlt worden sind. Den Mietzahlungen von jährlich 259 Millionen Euro steht vor allem eine deutliche Entlastung bei Zinsen gegenüber. Unter dem Strich rechnet Karstadt-Quelle damit, dass sich das Konzernergebnis vor Steuern um mehr als 100 Millionen Euro verbessern wird.
Im Warenhausgeschäft werde man auch weiterhin 90 Häuser betreiben, darunter fünf Häuser in Potsdam, Wiesbaden, Leipzig, München und Karlsruhe, die bereits zuvor an einen Projektentwickler verkauft worden waren. Nach der Streichung von etwa 2000 Stellen in den Warenhäusern und weiteren 1000 Stellen im Versand werde der Personalabbau in diesem Jahr weitgehend abgeschlossen. Die Beschäftigtenzahl war im vergangenen Jahr um 4,5 Prozent auf 68190 zurückgegangen. Seit Beginn der Sanierung haben 25000 Mitarbeiter den Konzern verlassen. S.4: Kommentar

Artikel vom 28.03.2006