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»Teufelsdreck« im Kochtopf

Die ayurvedische Küche bedient unterschiedlichste Geschmacksempfindungen

Von Daniela Rahn (Text)
 und Rüdiger Lang (Fotos)

Paderborn (WB). Ayurveda - dabei denke ich an Yoga und Meditation, an warme Stirngüsse und das berühmte »Ooohm«. Ayurveda ist ein bisschen von alledem, aber noch viel mehr. Es ist ein Jahrtausende altes Medizin- und Heilsystem, das den Menschen in seiner Ganzheit von Körper, Sinnen, Geist und Seele und seinem Eingebundensein in die Natur und Umwelt zu erfassen sucht. Dabei ist das Wort selbst schnell »geknackt« und entgegen so mancher Spekulation weder an eine Ideologie noch an eine religiöse Strömung gebunden. Ayus bedeutet einfach »das Leben«. Veda ist »die Wissenschaft«. Ayurveda also ist nichts anderes als die Wissenschaft vom langen Leben.

Als wir die Räume rund um die Schulküche in Schloss Hamborn betreten, umfängt uns der Duft von Sandelholz. Sabine und Michael vom »ruheraum« in Paderborn haben schon vorgearbeitet und für das Kochseminar ein Ambiente geschaffen, in dem wir uns rundum wohl und geborgen fühlen sollen. Räucherstäbchen dampfen, Kerzen brennen und ein liebevoll zusammengestelltes Rezept- und Informations-Paket liegt an dem großen Holztisch schon für jeden bereit.
Bevor es losgeht, dürfen wir uns bei einer Tasse köstlichem Yoga-Tee von der winterlichen Kälte draußen erholen und warm werden mit der besonderen Würze, die für die ayurvedische Küche so typisch ist. Der Tee schmeckt nach Zimt und Kardamom, nach Ingwer und Nelken, ein bisschen süß, aber auch angenehm scharf.
Um uns herum stehen schon die Rohstoffe für all die Gerichte bereit, die wir heute gemeinsam zubereiten wollen: Äpfel und Zwiebeln, Chilischoten und Blumenkohl, Karotten, Ingwerwurzeln, Paprika, Kartoffeln und Zucchini. Dazu eine nicht enden wollende Reihe für den ostwestfälischen Gaumen eher unbekannter Gewürze wie Kurkuma, Koriander und Bockshornkleesamen, Sternanis, Safran und nicht zu vergessen Asafoetida, im Volksmund auch »Teufelsdreck« genannt.
»Der Mensch ist, was er isst« - dieser Satz trifft in besonderem Maße auch auf die ayurvedische Küche zu. Darum kommen für Michael und Sabine ausschließlich Bio-Produkte in die Töpfe. »Dass der Gesetzgeber Konservierungs- und Farbstoffe, Geschmacksverstärker und Emulgatoren, Insektizide, Herbizide und Schwermetallbelastung toleriert, heißt nicht, dass auch unser Körper das tut«, erklärt der Ayurveda-Spezialist.
Schürzen umgebunden - und los geht's. Zunächst waschen und schnitzeln wir sämtliches Obst und Gemüse. So wandert es später in die Töpfe und wird -Ê mit köstlichen Gewürzmischungen (den sogenannten »Masalas«) verfeinert - zu »Blumenkohl-Rosinen-Curry« und »Gemüse-Curry«, zu »gelbem Mung Dhal« -Êdas ist eine typische ayurvedische Beilage - zu Apfelchutney und Safran-Reis. Dazu gibt es Chapatis, indische Brotfladen, die wir ebenfalls selbst zubereiten.

Artikel vom 07.04.2006