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Fall Calmund:
Neue Zahlung
verhindert

Graul sollte 812 000 Euro erhalten

Von Ernst-Wilhelm Pape
Gütersloh/Leverkusen (WB). Neue Fragen im Fall Reiner Calmund (57): Der unter Untreueverdacht stehende ehemalige Manager des Fußball-Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen soll im Mai 2004 versucht haben, 812 000 Euro an den Spielervermittler Volker Graul (53) aus Borgholzhausen (Kreis Gütersloh) zu zahlen.
Wird vernommen: Reiner Calmund. Foto: teutopress

Dieses Zahlungsversprechen geht aus Unterlagen des Vereins hervor, die dieser Zeitung vorliegen. Graul habe gegenüber dem Verein Bayer 04 Leverkusen einen Anspruch in Höhe von 812 000 Euro, heißt es in einer Bestätigung zur Vorlage bei der Dresdner Bank Dissen mit Datum vom 25. Mai 2004, die an Graul adressiert und von Calmund unterzeichnet ist. Der Betrag werde bis zum 10. Juni 2004 auf Grauls Konto gezahlt, heißt es in der Bestätigung weiter.
Nach den bisherigen Ermittlungen kam es aber nicht zur Überweisung, da die vorgeschriebene zweite Unterschrift eines Bayer-Verantwortlichen fehlte.
Voraussichtlich in der nächsten Woche wird Calmund von der Staatsanwaltschaft Köln befragt, weshalb Spielervermittler Graul von Bayer 04 Leverkusen im Jahr 2004 mehr als 800 000 Euro erhalten sollte. Wie berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Calmund wegen Untreue und gegen Graul wegen Beihilfe zur Untreue.
Grundlage des Verfahrens sind jene 580 000 Euro, die vom Geschäftskonto der Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH bei der Sparkasse Leverkusen im Juni 2003 bar an Calmund ausgezahlt wurden. Der Barzahlung in der Zeit vom 3. bis 17. Juni 2003 lagen drei Schecks zugrunde. Unterlagen, die diesen ungewöhnlichen Vorgang bei der Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH hätten unterlegen können, wurden in der Buchhaltung aber nicht gefunden.
Calmund gab gegenüber Bayer-Mitgeschäftsführer Wolfgang Holzhäuser im Frühjahr 2004 an, das Geld an Graul ausgezahlt zu haben. Graul wiederum legte eine Rechnung vor. Das Geld sei für die Vermittlung von Kaufoptionen an den serbischen und kroatischen U-21-Spielern Delebasic (Partizan Belgrad) und Srna (Hajduk Split) gezahlt worden. Belege für die Kaufoptionen wurden aber nicht vorgelegt. Die Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH trennte sich danach von Calmund.
Der Verbleib der 580 000 Euro ist bisher nicht geklärt, ebenso wie der Grund für das Zahlungsversprechen über 812 000 Euro an Graul. »Herr Calmund hat angekündigt, den Verbleib der 580 000 Euro bei seiner Vernehmung zu belegen«, sagte Oberstaatsanwalt Günther Feld. Ermittelt werde in alle Richtungen. Nicht bestätigen wollte Feld Hinweise, wonach Calmund seit 2000 außer mit Graul auch mit anderen Spielervermittlern Geschäfte mit unklaren Geldflüssen getätigt haben soll.

Artikel vom 25.03.2006