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Menschen in
unserer Stadt
Karl-Heinz Höke
Rentner

Kleine Jungen blicken ja gerne nach unten, eben dorthin, wo etwas herumliegen könnte, das sich sammeln lässt. Karl-Heinz Höke aus Gadderbaum legte den Kopf eher in den Nacken: »Früher wäre ich am liebsten Astronom geworden«, erinnert sich der heute 65-Jährige. Aber weil das Geld für ein Physikstudium niemals gereicht hätte, machte er eine Lehre als Lithograf.
»38 Jahre lang habe ich bei Gundlach gearbeitet - anfangs wurde ja noch alles von Hand auf Klarsichtfolie montiert«, erzählt Karl-Heinz Höke, der die Modernisierung im Druckereigewerbe ganz unmittelbar miterlebte und zahlreiche technische Neuerungen umsetzte. »Ganz zuletzt kam der Fotosatz, aber da war ich schon in Rente - vorzeitig.«
Und Karl-Heinz Höke fiel in ein schwarzes Loch. »Die ersten beiden Jahre waren schlimm«, gesteht der mittlerweile wieder quicklebendige ältere Herr, der nach einer emotionalen Berg-und-Talfahrt im Wilhelm-Augusta-Stift neue Aufgaben gefunden hat. Karl-Heinz Höke war überglücklich, als in der Einrichtung am Lipper Hellweg ein Platz in der Tagesbetreuung frei wurde. Montags, mittwochs und freitags trifft er sich hier mit Altersgenossen, und die muntere Runde der etwa 20 Senioren setzte so großes Vertrauen in ihn, dass sie ihn vor dreieinhalb Jahren zum Tagespflegefürsprecher wählte.
In dieser Eigenschaft fungiert Karl-Heinz Höke als Bindeglied zwischen den betreuten Gästen und dem Stiftspersonal. »Mal gibt es was Organisatorisches zu besprechen, mal gilt es Öl auf die Wogen zu gießen, wenn die Emotionen hochkochen.« Dank Karl-Heinz Hökes ausgleichendem Wesen gelingt das zu aller Zufriedenheit - in entspannter Atmosphäre wird gesungen, Musik gehört und gebastelt.
Der vielfältig interessierte Rentner liebt es, bei der Collage von Kalenderblättern mitzuwirken - »die haben wir auch schon im Rathaus ausgestellt!« -, und auf die monatlichen Feiern mit Tanz freut sich die ganze Gruppe. Früher hat Karl-Heinz Höke Münzen gesammelt, jetzt malt der ehemalige Lithograf lieber - respektabel: »Meine Bilder hängen hier im Stift im Flur.«
Und eben erst hat er sich ein Teleskop gekauft, das er noch zusammensetzen muss. »Ich bin halt ein kleiner Sternengucker!« Matthias Meyer zur Heyde

Artikel vom 10.04.2006