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Visueller Streifzug durch Natur

Zeitgenössische Sicht auf Landschaftsmalerei in der Galerie Jesse

Von Uta Jostwerner
und Carsten Borgmeier
Bielefeld (WB). Die Landschaftsmalerei gilt als ein unterschätztes Genre, in dem sich -Ê ähnlich wie beim Stillleben - meisterliche Fertigkeiten beweisen lassen. Es gibt sie noch, gleichwohl nicht mehr in ihrem traditionellen, zweckhaften Sinne als ausschnitthafte Wiedergabe auf Tafel- und Wandbildern.

In der Galerie Jesse ist es dem Besucher möglich, visuell regelrecht in Landschaften hineinzuwandern. Das Galeristenehepaar Claudia und Jürgen Jesse präsentiert sechs zeitgenössische Künstler und ihre Positionen in der Landschaftmalerei. Mancher bedient sich dabei eigener Intuition, ohne die traditionellen Wurzeln zu verleugnen. Barbara Raesch etwa, von der drei wunderbar stille Landschaftsbilder im Geist von Georgio Morandi zu sehen sind. Fast monochrom gehalten, wird die ruhige Landschaft von Architektur gebrochen.
Werke von Harry Meyer, dessen Arbeiten derzeit auch in einer umfassenden Ausstellung im Sennestadthaus zu sehen sind, zeigen Landschaften in Anlehnung an expressionistische Vorgaben. Bis zu drei Zentimeter misst die Ölschicht seiner Bilder, die reliefartig ausgearbeitet werden. »Das Trocknen der Farbe dauert bis zu drei Jahre«, weiß Jürgen Jesse, der Meyers Werke seit Jahren kontinuierlich präsentiert. Kraftvoll in der Farbgebung und ausladend im Malduktus, sind Meyers Werke die reinsten Energiebilder, die noch -Ê ganz klassisch - bei Wind und Wetter draußen in der Natur entstehen.
In seiner Fülle und Üppigkeit erinnern die Arbeiten von Harald Gratz an die barocken Meister. Gratz, der zeichnet und in Acryl malt, bringt unterschiedliche Motive und Versatzstücke von Landschaft verschachtelt und collageartig auf die Leinwand.
Berge bestimmen das Îuvre von Luciano Civettini (Malerei) und Andreas Bindl (Bronzen).
Das Nichtvorhandensein von Landschaft schließlich thematisiert Frank Herzog in seinen hauchzarten Aquarellen. Herzog, der in den 50er Jahren kleine Spielzeugfiguren der Hohmann-Werke in Dissen sammelte, bannt die Figuren in filigraner Malweise auf den Malgrund. Dazwischen lässt es sich mit den Augen spazierengehen und in Erinnerungen schwelgen.
Die Ausstellung in der Galerie Jesse am Siekerwall 14a läuft bis zum 29. April. Sie ist dienstags bis freitags von 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr, samstags von 11 bis 15 Uhr offen. Am 8.Mai feiert die Galerie ihr 40-jähriges Bestehen im Kulturgut Haus Nottbeck. Anmeldungen werden telefonisch unter 17 79 24 entgegengenommen.

Artikel vom 25.03.2006