24.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Panorama des Lebens
und Tristesse von Pappe

Drei zeitgenössische polnische Künstler im »Waldhof«


Bielefeld (sas). Zehn Bilder, von Slawomir Elsner zusammengestellt, bilden das polnische Leben vor 30 Jahren ab. Grundlage waren Fotografien, die 1976 in der polnischen Zeitschrift »Panorama« veröffentlicht wurden. Elsner, Jahrgang 1976, hat sie malerisch umgesetzt und dabei auch die schlechte Qualität des Papiers und Drucks imitiert. Zu sehen ist seine Komposition - auf die sich die benachbarte, vom Künstler höchstselbst grau gestrichene Wand bezieht - im Museum Waldhof des Bielefelder Kunstvereins.
Zeitgenössische polnische Kunst wird dort ab heute gezeigt; Eröffnung ist um 19 Uhr. Neben Elsner, der seit seinem elften Lebensjahr in Deutschland lebt und allmählich arriviert ist, gleichwohl immer noch und immer wieder den grauen Alltag seiner Heimat abbildet und farbig akzentuiert, stellen Michal Budny und Jakub Julian Ziólkowski Arbeiten aus. Das Niveau Elsners erreichen sie allerdings nicht.
Budny, der als Schaufenstergestalter gearbeitet hat, hat für sich die Pappe als Ausdrucksmittel entdeckt. Er faltet, klebt, schneidet sie zurecht und schafft so Installationen. Das kann ein Papplabyrinth ebenso sein wie - bedeutungsschwanger und wenig originell - die Schlafstätte eines Obdachlosen. Ohne Interpretationen erschließen sich die Papp-»Skulpturen« kaum - vor allem nicht, wenn sie aus einer Vielzahl von geschlossenen Schachteln und Kartons bestehen, die in einem Museumsraum in der Ecke zusammengeschoben sind. »Sie alle enthalten Souvenirs von ihm und Freunden und sollen die Erinnerungen verkörpern, die wir alle mit uns herumtragen«, interpretiert Dr. Claudia Turtenwald vom Kunstverein das Werk. Sicherheitshalber fügt sie hinzu, dass die Leiter im Raum nicht Teil der Installation ist.
Dritter im Bunde ist Jakub Julian Ziólkowski, Jahrgang 1980. Er steuert kleinteilige, surreale Gemälde bei, in denen die Dinge sich zu verselbständigen scheinen, Dornen allgegenwärtig sind, in denen es krabbelt und kriecht und mutierte Pflanzen ein Sammelsurium von Gegenständen überwuchern.
Die Ausstellung ist bis zum 14. Mai zu sehen.

Artikel vom 24.03.2006