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Frauen kritisieren Ministerium

»Geschlechtergerechte gesundheitliche Versorgung ist gefährdet«

Bielefeld (WB). Das drohende Aus der Koordinationsstelle Frauen und Gesundheit in Nordrhein-Westfalen hat, wie bereits berichtet, heftige Kritik bei den Betroffenen ausgelöst.

Eine geschlechtergerechte gesundheitliche Versorgung sei damit gefährdet, sagte Monika Weber von der Stelle gestern in Bielefeld. Noch immer sei das Risiko von Frauen, an einem Herzinfarkt zu sterben, größer als das der Männer. Die frauenspezifischen Symptome seien aber weiter zu wenig bekannt. Nach Beschluss des Gesundheitsministeriums wird die jährlich 220 000 Euro umfassende Förderung zum 31. März beendet. Als Grund sei der angespannte Haushalt genannt worden, sagte Weber.
Gleichzeitig steigt den Angaben zufolge die Herzinfarktquote bei unter 55-jährigen Frauen. Die landesweite Herzinfarktquote sei zwar leicht gesunken, bei den unter 55-jährigen Frauen aber um 3,8 Prozent gestiegen, sagte Weber. »Es geht um die Frage der Chancengleichheit der Geschlechter, aber es geht auch um Qualität«, betonte sie. Ärzte berücksichtigten bei der Medikamentendosierung den unterschiedlichen Stoffwechsel von Frauen und Männern nur unzureichend. Auch häusliche Gewalt als Ursache von Erkrankungen werde von Ärzten oft nicht erkannt.
»Es ist sehr schade, dass man die Chance vertut, die Sterblichkeit zu senken«, sagte Cornelia Petzold, Geschäftsführerin der Kommunalen Gesundheitskonferenz Bielefeld, mit Blick auf das Thema Herzinfarkt. Ihre Gütersloher Kollegin Christel Kunz betonte, »was entwickelt wurde, erlebt durch die Schließung einen ziemlichen Einbruch«.
Das Netzwerk Frauen und Gesundheit NRW umfasst mehr als 70 Organisationen. Vor sechs Jahren hatte der Landtag die Einrichtung der Koordinationsstelle beschlossen, um die Geschlechterdifferenzierung im Gesundheitswesen zu verbessern. Insgesamt vier Mitarbeiter auf drei Stellen in Bad Salzuflen und Köln arbeiten für die Einrichtung.
www.frauengesundheit-nrw.de

Artikel vom 24.03.2006