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Menschen in
unserer Stadt
Frank Bothe
Krankenpfleger und Sänger

Kerzen flackern, Rosen duften. Frank Bothe steht im Frack auf der Bühne und »weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh'n, und dann werden alle Träume wahr . . .«
Frank Bothe kümmert sich um alte, gebrechliche und psychisch instabile Menschen.
Der 51-Jährige hat eine klassische Gesangsausbildung und genießt es, zusammen mit dem Pianisten Matthias Kämper im Scheinwerferlicht zu stehen: »Von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt« ist sein Programm mit Hits der 30er und 40er, die im Plauderton vorgetragen werden.
Frank Bothe war der »Ubbser Krankenpfleger«.
Eine Kollegin ermunterte ihn einst zum Klavierspiel. »Ich träumte Nacht für Nacht von diesem Instrument - die Nähe zur Musik war also spürbar.« Bald wechselte er ins Gesangsfach, und mittlerweile unterweist er selbst sieben Schüler in seinem Studio daheim.
20 Stunden wöchentlich betreut Frank Bothe Tagesgäste im Wilhelm-Augusta-Stift.
Du brummst, höhnt der Lehrer, und von Stund an traut sich der junge Mensch nicht mehr, seine Stimme erklingen zu lassen. Irgendwann im 19. Jahrhundert ging die Unbefangenheit verloren, mit der ganze Familien musizierten und sangen: »Mozart - das war mal Hausmusik!« Heute knödelt der Anfänger und schmalzt pathetisch im Dieter-Bohlen-Stil, aber dann führt ihn Frank Bothe behutsam zurück ins emotionale Paradies der Unbefangenheit.
»Seine« Senioren lieben es, wenn der Krankenpfleger mit ihnen Volkslieder anstimmt.
»Gesang ist ein Knochenjob, und wer es zu etwas bringen will, muss hart an sich arbeiten, den darf die allgegenwärtige Konkurrenz nicht schrecken.« Der Weg zum Ruhm ist weit. »Ich brech die Herzen der stolzesten Frau'n«, gewiss, aber erst »As time goes by«.
Frank Bothe hat an der Krankenpflegeschule gelehrt, ist Spezialist für die Seelenpein derer, die in diesem Job Knochenarbeit verrichten, und kennt sich aus in der Entspannungspädagogik.
Frank Bothe fühlt sich von himmlischen Mächten wunderbar geborgen; er hat das Beten gelernt. Nichts forcieren. »Aber da ist diese stille Sehnsucht nach Musik.« Wo will er hin mit 51?Matthias Meyer zur Heyde

Artikel vom 24.03.2006