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Lambiel lernt von Federer

Eiskunstlauf-WM: Smalun zu alt für die Weltklasse

Calgary (dpa). Pirouetten-Künstler Stephane Lambiel ist ein Champion mit Kämpferqualitäten. Der Eiskunstläufer hat sich Tennis-Star Roger Federer zum Maßstab genommen.

»Roger ist ein Vorbild für mich, ich gucke immer, was er macht«, erzählte der Schweizer, nachdem er vor 10 000 Zuschauern im Saddledome zum zweiten Mal Eiskunstlauf-Weltmeister geworden war. Zwar fehlte der russische Olympiasieger Jewgeni Pluschenko in Kanada, doch das tat der Spannung keinen Abbruch.
Zu Klängen von Vivaldi brillierte der Olympia-Zweite als letzter Starter. Er wusste, dass der Franzose Brian Joubert vor ihm perfekt gelaufen war. »Ich habe diese Spannung genossen«, sagte Lambiel. Zwei vierfache Toeloops, einer sogar in Kombination, dazu die selbst kreierten Pirouetten, waren allererster Güte. Allein der dreifache Axel, den die Preisrichter nur als doppelten anerkannten, weil er nicht rückwärts gelandet war, entfachte Diskussionen.
Zu groß war dennoch die Freude des 20-Jährigen, der zehn Tage vor den Titelkämpfen wegen Knieschmerzen erst gar nicht starten wollte. Ein Trainingssturz hatte ihn vor den Winterspielen schon aus dem Rhythmus gebracht, danach war er wieder auf das lädierte Gelenk gefallen und konnte nur mit Schmerztabletten laufen. »Die Schweiz hat alle hundert Jahre so einen Typen«, meinte Michael Huth, Trainer des einzigen deutschen Starters, Silvio Smalun.
Der Oberstdorfer bot zwar einen seiner besten Wettkämpfe, musste als Zwanzigster aber anerkennen, dass er zu schlecht ist für die Weltspitze. »Die Topläufer haben einen neuen Stil, dafür bin ich schon zu alt«, lautete die Analyse des 26-Jährigen. »Wir sind zu unmodern«, meinte der Informatikstudent, der über ein Karriere-Ende nachdenkt.
Einen Schritt nach vorn haben die Eistanz-Geschwister Christina und William Beier gemacht. Vom Vorjahres-Rang 20 arbeiteten sich die fleißigen Dortmunder auf Platz 14 nach dem Originalprogramm vor. Und das ist in der Tanz-Hierarchie ein Quantensprung.

Artikel vom 25.03.2006