Schweigender Schweinsteiger und Neuville treffen, Kapitän Ballack warnt
Von Elmar Neumann Dortmund (WB). Nur ein um Verständnis bittender Blick - mehr war Bastian Schweinsteiger nach seinem 25. Länderspieleinsatz nicht zu entlocken. »Schweini« schweigt, seit ihn die »tz« zu Unrecht als Beschuldigten eines neuen Wettskandals gebrandmarkt hat. Der Mund bleibt zu, der 21-Jährige lässt vorerst nur noch Taten sprechen. Schon seine erste im freundschaftlichen Vergleich mit den USA war nicht zu überhören. Die zweite Hälfte war gerade 45 Sekunden alt, als sich der Freistoß des eingewechselten Müncheners den Weg ins Netz bahnte. Das lang ersehnte 1:0 für Deutschland, aber vor allem auch ein bedeutender Treffer für das jüngste Skandal-Opfer - dessen sind sich seine Teamkollegen sehr wohl bewusst. »Bastian durchlebt eine ganz bittere Zeit und umso mehr freut es mich, dass ihn dieses Tor auf andere Gedanken gebracht haben dürfte«, sagte Michael Ballack. Der Kapitän zeigte sich erfreut, der Keeper gar überrascht. »Ich bin verwundert, dass Bastian so groß aufgespielt und so viele kreative Akzente gesetzt hat. Das ist für einen so jungen Spieler in einer solchen Ausnahmesituation doch sehr erstaunlich«, sagte Oliver Kahn. Wie gut Schweinsteiger der überzeugende Auftritt gegen den Weltranglistenfünften tat, wurde noch am späten Mittwochabend deutlich. Nachdem er auch die wartende Journalisten-Schar erfolgreich umdribbelt hatte, amüsierte er sich auf der Rückbank des deutschen Mannschaftsbusses mit Kicker-Kumpel »Poldi« in aller Ausführlichkeit über die Teamkollegen, die keinen nachvollziehbaren Grund fanden, das obligatorische Frage-Antwort-Spiel ausfallen zu lassen. Einer von ihnen war Joker Nummer zwei - Oliver Neuville. Dem nachnominierten Gladbacher blieben nur 23 Minuten, um Bundestrainer Jürgen Klinsmann seine Fähigkeiten auf internationaler Bühne in Erinnerung zu rufen, doch das gelang ihm in dieser halben Halbzeit eindrucksvoll. Per Traumtor erhöhte der 32-Jährige auf 2:0 (73.), mit einem nicht minder sehenswerten Hackentrick bereitete er nur zwei Zeigerumdrehungen später das 3:0 von Miroslav Klose vor. Ballack (79.) und Hannovers Steven Cherundolo (85.) - mit freundlicher Unterstützung von Kahn - ließen die Treffer zum Endergebnis einer Partie folgen, die Oliver Neuville im Kampf um ein WM-Ticket sehr gute Karten verschafft haben dürfte: »Meine Leistungen in der Bundesliga werden leider oft unterschätzt, aber wenn es bei mir so läuft, gehe ich davon aus, dass ich dabei bin«, sagte der Angreifer. Dabei bei einer Weltmeisterschaft, die Torschütze Michael Ballack nur zu gerne etwas aufschieben würde. Schließlich gab es auch gegen die USA vor der zweiten Halbzeit eine erste und die kam, als Schweinsteiger und Neuville noch die Bank hüteten, äußerst bescheiden daher: »Ich sehe es wie viele andere: Eigentlich kommt diese WM für unser junges Team einen Tick zu früh. Auch dieses Spiel hat wieder gezeigt, auf welch schmalem Grat wir uns bewegen«, sagte Ballack -Ê und erntete verständnisvolle Blicke.
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