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Werkstätten
hoffen auf den
Autofrühling

Kfz-Innung sieht Ende der Talfahrt

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Rüdiger Schlomm ist vorsichtig optimistisch: »Es könnte 2006 wieder einen leichten Autofrühling geben.« Die Umfrage bei den 105 Kfz-Innungsbetrieben in Bielefeld hat gezeigt: 65 Prozent der Betriebe erwarten konstante Umsätze, 26 Prozent sogar leichte Steigerungen. Schlomm: »Ein Ende der Talfahrt scheint sich endlich anzukündigen.«

Die Autobranche im Oberzentrum war nie gebeutelt wie gegenwärtig, bilanziert der Obermeister. Auf 320 000 Einwohner der Stadt sind 163 518 Personenwagen zugelassen. Aber: Das Durchschnittsalter der Wagen hat mit 7,9 Jahren einen neuen Negativrekord erreicht, gleichzeitig ist der technische Zustand schlecht wie nie. Dass beim alljährlichen Lichttest mehr als 40 Prozent der Wagen teils erhebliche Mängel aufweisen, ist nur eine Seite der Medaille.
Viel schlimmer ist das Ergebnis der TÜV-Tests, wonach viele Wagen auch technische Mängel aufweisen. Innungssprecher Jochen Häger: »Es geht hier um die Sicherheit jedes einzelnen Autofahrers und seiner Mitfahrer.« Die Innung, in deren Betrieben immerhin 1270 Mitarbeiter tätig sind und die sich als einer der wesentlichen Ausbildungsmotoren präsentiert, versucht intensiv, das hohe Risiko von Sicherheitsmängeln deutlich zu machen und die Autofahrer auch tatsächlich zu erreichen.
Gegenwärtig, beklagt Rüdiger Schlomm, gehen die Fahrer immer seltener in die Werkstatt. Weil die Inspektions- und Wartungsintervalle immer länger werden, ging erheblicher Umsatz verloren. Gleichzeitig drückten auch rückläufige Reparaturanteile mit weniger Ersatzteilgeschäft auf den Umsatz, während gleichzeitig Personal-, Energie- und Ausbildungskosten stetig steigen.
Während die Betriebe einerseits sagen können, noch nie so qualifiziertes Personal beschäftigt zu haben, weiß die Innung, ging es noch nie so vielen Firmen so schlecht. Eine schlechte Eigenkapitalquote konnte in den vergangenen Jahren nicht verbessert werden, beklagt Schlomm. Die dünne Finanzausstattung und eingeschränkte Wertschöpfung drücken vielmehr auf das übliche Bankrating und reduzieren erforderliche Kreditlinien für technische Neuinvestitionen. Jochen Häger: »Über alle Betriebsgrößen sind gegenwärtig 12,2 Prozent der Bilanzsumme Eigenmittel. Beim letzten Vergleich waren es noch 14,3 Prozent.«
Positive Prognosen machen die Innungsbetriebe, zur Hälfte markenfrei tätig, nicht nur am Nachholbedarf an Instandsetzung fest, sondern auch am verbesserten Konsumklima und der für 2007 drohenden Mehrwertsteuererhöhung, die zu Vorzieheffekten führen könnte. Schlomm: »Wir möchten Autofahrer gezielt ansprechen und unsere Kompetenz vermitteln. Da ist jeder Betriebsinhaber gefordert, auch Eigenmarketing und Kundenbindung zu betreiben.«

Artikel vom 23.03.2006