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Große Steaks, weites
Land - alles gold in USA

Werner Weih wandelt auf den Spuren Billy the Kids

Von Matthias Meyer zur Heyde
»Ich bin ja ein eingefleischter Westernfan!« Auf die 1994er WM in den USA hatte sich der Bielefelder »König Fußball« besonders gefreut, allerdings nicht bis zum Ende des Turniers gebucht - eine weise Entscheidung, denn die deutsche Elf flog im Viertelfinale gegen die Bulgaren raus. Fast aber wäre Werner Weih, der 7454 D-Mark auf den Tisch des Reisebüros geblättert hatte, gar nicht aus old Europe herausgekommen.

»Am Kölner Flughafen fand man mein Ticket nicht!« Alle paar Minuten wurde ein gewisser Bernd Richter ausgerufen, der aber nicht an der Abfertigung erschien; mittlerweile hatte die Maschine 30 Minuten Verspätung. Tja, und plötzlich hielt König Fußball Bernd Richters Erste-Klasse-Flugschein in der Hand und nahm neben Mike Krüger, Heino und Hannelore, dem Dicken Klaus (von »Klaus & Klaus«) und Jonny Hill Platz. »Die wollten zu einem Unesco-Konzert, und wir hatten viel Spaß miteinander.«
Vor allem weil keiner der Autogrammjäger im Flugzeug auch nur die leiseste Ahnung hatte, wo er den freundlich lächelnden Herrn zwischen Mike und Heino einsortieren sollte. Der Krönungsornat von König Fußball befand sich wohlverwahrt im Gepäck . . .
Wenn Sie sich jetzt mal einen Reiseführer über die USA schnappen und nachschauen, was das Land an Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, dann wissen Sie, wo Werner Weih überall Station machte. An den Niagara-Fällen (auch auf kanadischer Seite), von wo sich der Schlachtenbummler die dort ausgegebenen blaue, wasserabweisende Kleidung mitbrachte, die heute bei der Schrebergartenarbeit im Regen ganz praktisch ist. Am Sears Tower in Chicago.
Der ganze Süden. Texas! »Ich stand in Fort Worth, der Stadt der großen Trecks, am Ursprung eines Mythos' sozusagen. Ich habe den Saloon gesehen, in dem Billy the Kid Whisky trank und später Bonnie & Clyde am Tresen saßen.«
In Houston bewunderte Werner Weih das Mondauto und natürlich besuchte er »Graceland«, das Anwesen des King of Rock'n'Roll. »Ich bin ja nicht unbedingt Elvis-Fan, aber das war schon beeindruckend.« Er sah das »Lorraine«-Hotel, in dem am 4. April 1968 Martin Luther King ermordet wurde.
Und natürlich Dallas. Genauer: die Southfork Ranch. »Alles in Marmor und Gold gehalten, aber eine Nummer kleiner, als man das aus dem Fernsehen kannte.« Nur die schöne Pam, also Victoria Principal, war gerade zu Hause, und an ihr war nichts kleiner als im TV . . .
Das amerikanische Essen hat der Gast aus Germany vor allem als sehr süß (Kuchen) und sehr groß (Steaks) in Erinnerung. Aus der Coors-Brauerei in Memphis brachte er sich ein Merkblatt über Herstellung und Versand von Bier mit, aus dem wir in Auszügen zitieren:
- Gerste: wichtigster fester bestandteil, gibbt gehalt geschmack und iarbe
- Hopfen ergibbt geschmack und Aroma
- gemahlene Korner (resi oder mais) fur frischender geschmack
- Wasser: Adolph wusste - »Wasser macht das Bier« [wer ist Adolph?, d.Red.]
- Gekuhlte versendung
Und abschließend: »Wir mochten, dass unser bier moderat und verantwortaags vol getrunken wird. Vorsorge durch erzeihung in der schule.«
Werner Weih ist Abstinenzler, und Sie ahnen, warum.
Zurück zum Sightseeing: »Im Freizeitpark ÝThird IslandÜ hatten sie den Mississippi im Modell nachgebaut. 600 Meter lang - jeder Schritt entsprach einer Meile.« Über den Old Man River ist Werner Weih später in natura geschippert, und zwar auf dem Raddampfer »The Natchez«. In Begleitung des ehemaligen Nationaltorhüters Toni Schumacher: »Der war für jeden Ulk zu haben.«
Auf dem Kansas Cattle Drive wäre Cowboyfan Weih am liebsten in den Sattel gestiegen und nach Westen geritten. All seine Erinnerungen hat Werner Weih in eine Road Map, in eine Straßenkarte, eingeklebt. »Die hat mir unser Busfahrer geschenkt.« Noel L. Gerber hieß der Mann aus Indiana. Noel vollbrachte seine größte Tat, als er irgendwo in Oklahoma das Steuer herumriss und Vollgas gab: »Direkt neben uns entstand nämlich gerade ein Tornado - das war ganz schön unheimlich!«

Artikel vom 31.05.2006