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Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer.

Bund zahlt 60 Millionen Euro zur Erforschung der Vogelgrippe

Wissenschaftler sollen Impfstoffe für Menschen und Haustiere entwickeln

Berlin (dpa). Der Bund will mit einem 60-Millionen-Euro-Forschungsprogramm den Kampf gegen die Vogelgrippe verstärken und einen neuen Impfstoff für Menschen entwickeln. »Damit sind wir in der Lage, die Bevölkerung zu impfen, noch ehe das Virus mutiert ist«, sagte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD).

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) könnte ein solcher »Breitband-Impfstoff« frühestens Ende 2007 vorliegen. Das Kabinett stimmte gestern in Berlin dem Sofortprogramm zur Seuchenforschung zu, das auf vier Jahre angelegt ist.
Bundesagrarminister Horst Seehofer (CSU) will die Forschung über Ursache und Ausbreitung der Vogelgrippe verstärken. »Es gibt erhebliche Wissenslücken.« Der Ausbruch der Vogelgrippe auf Rügen und am Bodensee müsse untersucht werden. Bisher sei auch unklar, warum Hühner schnell an der Seuche sterben, Singvögel aber nicht betroffen seien. Seehofer zeigte sich offen, Zootiere auf Antrag zu impfen. Ein geeigneter Impfstoff für Nutzgeflügel wird erst entwickelt, nach einem Impfstoff für Katzen soll geforscht werden.
Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) will trotz abnehmender Funde infizierter Vögel in Deutschland keine Prognose für die weitere Ausbreitung abgeben. Seehofer betonte: »Zur Entwarnung besteht überhaupt kein Anlass.« Geplant ist die Entwicklung schnellerer Tests auf das gefährliche Virus H5N1 und ein Frühwarnsystem für den Ausbruch einer Seuche.
Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) kündigte die verstärkte Erforschung von Krankheiten an, die von Tieren auf Menschen übertragen werden. Dazu gehört auch die Rinderseuche BSE. Mit dem Projekt von 20 Millionen Euro soll auch die internationale Zusammenarbeit ausgebaut werden. Das Influenza-Sofortprogramm von Agrar- und Gesundheitsministerium besteht aus etwa 18 Millionen Euro zur Vogelgrippe-Forschung. Zudem unterstützt der Bund die Entwicklung von Impfstoffen für eine mögliche Grippe-Epidemie mit 20 Millionen Euro.
Der Bielefelder Europapolitiker Elmar Brok (CDU) hat Hilfen für unter der Vogelgrippe leidende Geflügelzüchter angemahnt. Allerdings dürften nicht nur Großbetriebe berücksichtigt werden, forderte der Vorsitzende des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten im Europaparlament mit Blick auf Ostwestfalen-Lippe. Allein in den Kreisen Gütersloh und Paderborn gebe es etwa 2000 Betriebe. Betroffen seien Tausende von Arbeitsplätzen. Nur eine schnelle und umfassende Aufkaufaktion könne Massenpleiten und Tierquälerei vermeiden.

Artikel vom 23.03.2006