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Der Welt ein Schmunzeln
auf das Gesicht gezaubert

Hans-Werner Olm überzeugte seine Fans im Ringlokschuppen


Von Phillip Gätz (Text und Foto)
Bielefeld (WB). Dienstag gab es Rundumprügel vom Meisterzyniker. Hans Werner Olm feuerte vor etwas mehr als 900 Zuschauern im ausverkauften Bielefelder Ringlokschuppen sein zweistündiges Gag-Feuerwerk ab. Seine Mission, »der Welt ein Schmunzeln auf das fahle Gesicht des Alltags zu zaubern«, erfüllte der gebürtig aus Bochum stammende Kabarettist mit Bravour.
Wie von seinen Fans erwartet, mutierte Hans Werner Olm zum Bühnentier. Die Grenze des so genannten guten Geschmacks ist für ihn nur millimeterhoch und wurde gekonnt überschritten. Der Kabarettist mit mehr als 25 Jahren Bühnenerfahrung wusste sein Publikum zu begeistern. Durch den Kakao gezogen wurden Minderheiten genauso wie Mehrheiten, Frauen, Männer, Prominente, die aktuelle Politik und der anhaltende Schönheitswahn. Kaum eine Zeiterscheinung, zu der sich Olm nicht zu Wort meldete. »Zum Röntgen reicht ein Teelicht, denn dicker ist sie eh nicht«, sang Olm in Anlehnung zu Heidi Klums Model-Casting-Show und verstand es nicht nur zu dieser Thematik die Sache auf den Punkt zu bringen.
Mit seinem Programm, eine Mischung aus Comedy, Kabarett und musikalischen Einlagen, hatte Olm das Bielefelder Publikum schnell auf seiner Seite. Immer wieder genialen Parodien und Umdichtungen aktueller Songs aus der Hitparade wie Anett Louisian's »Ich will doch nur spielen« in »Ich will doch nur spülen« in Anlehnung an eine gealterte Ehefrau Luisan zeigten, dass Olm auch musikalisch einiges auf dem Kasten hat.
Der zweite Teil seiner Show gebührte zwei von Olms Figuren. Sein Darstellungsvermögen außergewöhnlicher Charaktere brachte ihm große Popularität ein und wurde 2004 mit dem Deutschen Comedypreis ausgezeichnet.
Gekonnt schlüpfte er am Dienstagabend in die fast schon herbeigesehnte Paraderolle der Luise Koschinsky, der, wie er selbst sagt »teil-inkontinenten Wuchtbrumme aus Meppen. Eine der letzten lebenden Trümmerfrauen, für die Krawall ein adäquates Mittel gegen Alltagsdepressionen ist«. Und Olm wäre nicht Olm, hätte er nicht einen genauen Blick unter Deutschlands Dächer geworfen. »Kallischweski, der Kranke« verkörperte den stets kettenrauchenden Patienten, der von schwerem Husten begleitet Monologe über seinen Fäulniszustand führt.
Entweder man erkannte sich hier und da selbst wieder, oder zumindest seinen Nachbarn. Denn ohne die reellen Bezüge eines jeden Einzelnen im Saal, wäre Olm mit seinen Gags in Sachen gute Laune schließlich machtlos gewesen und weiß dies geschickt und wortgewandt bis zur letzten Sekunde auszunutzen.

Artikel vom 23.03.2006