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Spitze Ohren sind sein Markenzeichen

»Mr. Spock« alias Leonard Nimoy wird am Sonntag 75 Jahre alt

Von Christoph Driessen
New York (dpa). Seine Ohren sind sein Leben. Gut, streng genommen sind es nicht seine Ohren. Aber sie wurden das Markenzeichen des Mr. Spock aus »Raumschiff Enterprise« und machten seinen Darsteller reich und berühmt. An diesem Sonntag wird Leonard Nimoy 75 Jahre alt.

Seine Fans sind mittlerweile auch schon etwas älter. Die Deutschen unter ihnen mussten als Kinder darum kämpfen, ihn sehen zu können, denn auf dem anderen Kanal lief immer die Sportschau: Krieg der Welten vor dem heimatlichen Fernseher. Zur Not ging man zum Schulfreund und verfolgte dort gebannt, wie Spock den Vorläufer des schnurlosen Telefons ergriff oder hochkonzentriert auf einen blauen Fernsehschirm starrte.
Bewundert hat man ihn seiner Haltung wegen. Spock war auf unnachahmliche Weise beherrscht. Gelächelt hat er nie - denn Halbvulkanier wie er sind absolute Rationalisten. Die stärkste Gefühlsregung, zu der er sich je hinreißen ließ, war ein Emporziehen der Augenbraue: »Faszinierend«, bemerkte er dann. Meist hatte ihn sein Vorgesetzer Captain Kirk, das Alpha-Tier auf der Kommandobrücke, zuvor wortreich auf irgendetwas hingewiesen. Echte Spocky-Fans erkennt man daran, dass sie Kirk nicht leiden können. Sie haben 79 Folgen lang vergebens gehofft, dass er sich beim Zurückbeamen einmal nicht mehr materialisieren würde.
»Spock war die Rolle meines Lebens«, sagt Nimoy heute. Für alle außer für ihn selbst ist dies eine Selbstverständlichkeit. Doch Nimoy hat sich lange schwer getan damit. Nach dem Auslaufen der Serie 1969 wünschte er, auch ohne Ohrenprothese erfolgreich zu sein. Er führte Regie und spielte Theater, sang und fotografierte.
Irgendwann hat er sich schließlich damit abgefunden, dass er nicht gegen einen Satz spitzer Ohren ankämpfen kann. Echte Star-Trek-Fans machen sowieso keine Witze darüber, sondern behandeln die Ohren wie Reliquien. Bei Sotheby's wurde jüngst ein Paar für 2500 Euro versteigert. Es liegt jetzt unter Glas.

Artikel vom 25.03.2006