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Kreuzfahrt ins Krankenhaus

Nilschiff rammt Brücke - 28 Deutsche von Trümmern verletzt - ein Ägypter tot

Kairo/Bonn (dpa). Nach dem abendlichen Unglück an Bord eines Nil-Kreuzfahrtschiffes in Ägypten sind gestern 14 der 28 verletzten deutschen Touristen in einem Krankenhaus von Luxor behandelt worden.
Rettungskräfte zwischen Trümmern auf dem Deck des Nil-Kreuzfahrtschiffes. Fotos: Reuters
Eines der Nil-Schiffe, wie es jetzt verunglückte. Ein Besatzungsmitglied kam dabei ums Leben.

Eine schwer verletzte deutsche Touristin wurde gestern nach Angaben von Ärzten nach Kairo geflogen. Sie soll dort in einem Krankenhaus soweit medizinisch versorgt werden, bis eine Weiterreise nach Deutschland möglich ist. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen waren neben den 28 deutschen Passagieren auch sieben Ägypter verletzt worden, als die »King Tut IV« am Dienstagabend eine Brücke in der Provinzstadt Kena gerammt hatte. Ein ägyptischer Kabinensteward starb. Mehr als die Hälfte der Touristen kam mit Verletzungen leichterer Art davon. Ein Teil der Passagiere setzte die Reise mit einem anderen Schiff fort.
Sascha Gerick vom Veranstalter Phoenix-Reisen in Bonn sagte, zu dem Unglück sei es vermutlich gekommen, als das aufgespannte Sonnendach des Schiffes gegen die Brücke geprallt sei. Einige Passagiere auf dem Oberdeck seien offenbar von Teilen des abgebrochenen Sonnensegels getroffen worden. Nach Angaben aus ägyptischen Sicherheitskreisen war der Kapitän nicht an der vorgeschriebenen Stelle unter der Brücke hindurch gefahren. Deshalb prallte das Sonnendach gegen die an dieser Stelle niedrigere Brücke. Der Kapitän wies dies zurück. Er befahre diese Strecke schon seit Jahren. Grund für den Unfall sei der am Dienstag ungewöhnlich hohe Wasserstand des Nils gewesen. Insgesamt befanden sich 68 deutsche Touristen an Bord des Schiffes, das auf dem Weg von Luxor nach Kairo gewesen war.
Es ist bereits der zweite Vorfall in Ägypten innerhalb von zwei Monaten, bei dem ein Fehler des Kapitäns als Unglücksursache vermutet wird. Anfang Februar war im Roten Meer eine ägyptische Fähre gesunken, nachdem kurz nach dem Auslaufen in Saudi-Arabien ein Brand an Bord ausgebrochen worden war. Die Rettungsarbeiten liefen nur langsam an. 1027 Menschen fanden im Meer den Tod. Nach ersten Ermittlungen hatte sich der Kapitän trotz des Brandes geweigert, zum Ausgangshafen zurückzukehren. Von dem Mann, der in ein Rettungsboot gestiegen sein soll, fehlt jede Spur.

Artikel vom 23.03.2006