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Traum(a)
vom Fliegen

Seminare helfen gegen Flugangst

Von Ellen Grundmann
Büren-Ahden (WB). In ein Flugzeug? Da kriegen mich keine zehn Pferde rein! Aber vielleicht Frank Eisenberg. Der Diplom-Pädagoge hat sich darauf spezialisiert, Menschen die Angst vor dem Fliegen zu nehmen. Seit 2002 bietet er regelmäßig in Seminaren mit maximal zehn Personen auf verschiedenen Flughäfen seine Hilfe an. Am 21. und 22. April geht es der Flugangst auf dem Flughafen Paderborn-Lippstadt an den Kragen.

Nahezu jeder dritte Fluggast leidet unter Avio-Phobie. Aber wovor genau fürchtet sich der Mensch? »Es ist der Kontrollverlust, der vielen zu schaffen macht«, erklärt Frank Eisenberg. Eingesperrt in einer Kabine, aus der es aus eigener Kraft kein Entkommen gibt, hat die Panik leichtes Spiel. Hinzu kommt die Unwissenheit, schließlich befindet man sich in einem Medium, das man nicht kennt.
Der Auslöser der Angst liegt in der einzelnen Person. Viele Führungskräfte quält Flugangst, weil sie ungern das Heft aus der Hand geben. Menschen mit traumatischen Erlebnissen, zum Beispiel nach einem Verkehrsunfall, den sie als Beifahrer hilflos miterleben mussten, fliegen ungern. »Auch Menschen mit Burnout-Syndrom leiden häufig unter Flugangst«, erklärt Frank Eisenberg. Stress und Angst liegen ganz nahe beieinander, weiß der Experte.
»Die Angst ist bei jedem anders und spielt sich auf drei Ebenen ab«, weiß Frank Eisenberg aus Erfahrung. Häufig malt sich der Betroffene in Gedanken regelrechte Horrorszenarien aus und löst damit eine Angst aus, die der realistischen Situation absolut nicht angemessen ist. Neben der gedanklichen Ebene gibt es die körperliche, die Angst am eigenen Leib spürbar macht - beschleunigter Atem, ein flaues Gefühl in der Magengegend, Verspannung, Schweißausbruch bis hin zu Panikattacke. Die dritte Ebene, die Verhaltensebene, trifft zu, wenn Menschen auf Flugangst so reagieren, dass sie das Fliegen konsequent vermeiden.
Frank Eisenberg setzt auf Information und psychologische Bewältigungsstrategien. »Das Ziel ist der bewusste Umgang mit der Angst«, erläutert der 29-Jährige. So ist die Konfrontation mit dem Objekt der Angst im Rahmen des Seminars unausweichlich. »Auf dem Flughafen Paderborn/Lippstadt ist das eine Boeing 737, die wir besichtigen«, so Eisenberg. Die Seminarteilnehmer können das ungeliebte Flugobjekt aus einer anderen Perspektive begutachten, einen Blick ins Cockpit werfen und den Techniker mit Fragen löchern. Funktionsweise, Sicherheitssysteme und elementare Zusammenhänge wiedie Frage »Warum kann ein Flugzeug überhaupt fliegen?« werden erläutert.
Seit zwei Jahren bietet Frank Eisenberg überdies begleitete Flüge an. Von Paderborn/Lippstadt aus sind das Tagesflüge nach Palma oder Wien, die der leidenschaftliche Privatflieger gemeinsam mit den Betroffenen absolviert und ihnen hilft, in den kritischen Situationen wie Start und Landung die im Seminar trainierten Strategien und Entspannungsmethoden einzusetzen.
Frank Eisenberg fliegt mit Ihnen sogar in den Urlaub. Oder zum WM-Spiel... Wenn es also nicht ausreicht, dass Ihr Liebster oder Ihre Liebste die schweissnasse Hand hält und beruhigend auf Sie einredet, übernimmt das der Profi gegen Flugangst. Bis der Betroffene gelernt hat, mit der eigenen Angst umzugehen.
Alkohol ist übrigens ein schlechter Ratgeber, meint Frank Eisenberg. Ebenso wie der Griff zu Medikamenten verdrängt der Alkoholgenuss die Angst lediglich und gibt ihr damit eine noch größere Bedeutung.
Weitere Informationen zu den Seminaren erteilt Frank Eisenberg unter der Telefonnummer (05693) 91 55 40. Im Internet finden Interessierte eine Übersicht der Seminare und Flughäfen unter
www.flugseminare.de

Artikel vom 07.04.2006