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Tage der »Ruine« sind gezählt

Nach Brand: Altes Fachwerkgebäude wird abgerissen - Neubau entsteht

Von Jürgen Rahe
Hoberge-Uerentrup (WB). Die Tage des alten Fachwerkgebäudes am Bökenkampshof 2 in Hoberge-Uerentrup sind gezählt: Der Abriss steht kurz bevor. Mitte April des vergangenen Jahres war dort ein Großbrand ausgebrochen.

Die gute Nachricht vorweg: Sobald der Abriss über die Bühne ist, kann an gleicher Stelle ein Neubau im Fachwerkstil entstehen. Der mit dem Objekt betraute Architekt, Hans-Joachim Pfost, erklärte gestern zum WESTFALEN-BLATT: »Ein positiver Bescheid auf die Bauvoranfrage des Bauherrn ist mir jetzt von der Stadt Bielefeld zugesichert worden. Den Bescheid in Schriftform erwarte ich täglich in meinem Büro in Horn-Bad Meinberg.«
Das Fachwerkhaus renovieren oder abreißen - das war nach dem Großbrand die Frage, die alle Beteiligten beschäftigte. Man recherchierte, schaltete Versicherung, Stadtverwaltung, Umweltfachleute und Rechtsberater ein und kam zum Ergebnis, dass Abriss und Neubau die beste und kostengünstigste Lösung ist. Pfost: »Wenn jetzt die Dinge ideal laufen, müsste das neu errichtete Fachwerkgebäude im Herbst kommenden Jahres bezugsfertig sein.«
Ob der Bauherr dann selbst einzieht, ist allerdings fraglich. Die Besitzer des Gebäudes, eine sechsköpfige Familie, erklärten gestern auf WB-Anfrage: »Wir haben das idyllisch gelegene und aus dem 16. Jahrhundert stammende Gebäude nach dem Erwerb renovieren lassen und wollten im vergangenen Sommer dort einziehen. Nun aber sieht es so aus, dass unsere Familie künftig nicht mehr so viel Platz benötigt und daher möglicherweise ein Verkauf des Gebäudes in Betracht kommt.«
Der Großbrand Mitte April 2005 hatte die Feuerwehr fast die ganze Nacht in Atem gehalten. Gut 70 Blauröcke waren damals im Einsatz. Nach Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft konnte der Täter schon kurze Zeit später überführt werden: Ein 34-jähriger Handwerker aus Lage hatte gestanden, den Brand im Zuge der Renovierungsarbeiten gelegt zu haben. Grund: Mit der Bauleitung hatte es Streit um gekürzte Rechnungen gegeben.
Spaziergänger dürften jetzt aufatmen, denn die Ruine verfällt und wird sogar schon als »Schandfleck« beschrieben. Eigenen Angaben zufolge haben die Eigentümer rund 700 000 Euro in das Objekt investiert. Der Neubau dürfte diese Summe noch übersteigen, schätzt Architekt Pfost.
Bei dem Fachwerkgebäude, einem alten Bauernhaus, handelt es sich um einen ehemaligen Stadthof, in dem einst Waldarbeiter ihr Domizil hatten. Später wurde das Objekt für Mietwohnungen genutzt. Feuer loderte hier schon einmal - Anfang des vergangenen Jahrhunderts. 1919 wurde das Haus neu errichtet.

Artikel vom 24.03.2006