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Polizei streicht
Führungsposten

Bald mehr Beamte auf der Straße

Von Christian Althoff
Bielefeld (WB). Mehr Beamte auf die Straße: Vier Polizeibehörden in Ostwestfalen-Lippe verschlanken ihre Führungsstruktur. »Wenn das Modell erfolgreich ist, wird es auf andere Behörden übertragen«, sagte gestern Wolfgang Beus, Sprecher im NRW-Innenministerium.
Landrat Manfred Müller: »Straffen Führungsebene.«

Fahnden statt verwalten: Landesinnenminister Ingo Wolf (FDP) hatte die Leiter der 50 Polizeibehörden zwischen Weser und Rhein um Verbesserungsvorschläge gebeten. Diese werden nun in acht Kreisen erprobt, darunter Paderborn, Gütersloh, Lippe und Minden-Lübbecke. Paderborns Landrat Manfred Müller (CDU): »Wir straffen die Führungsebene und gewinnen so Beamte für originäre Polizeiaufgaben - ohne die Zahl der Wachen oder Bezirksbeamten zu reduzieren.« So geht der Gütersloher Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU) davon aus, künftig zwölf Polizisten mehr für »Kernaufgaben« einsetzen zu können.
Geplant ist neben anderem, mehrere Kommissariate oder Polizeiinspektionen zusammenzulegen und so jeweils eine Führung einzusparen. »Das wird für erhebliche Unruhe unter den Kollegen sorgen«, befürchtet Udo Linnenbrink, Vorsitzender der »Gewerkschaft der Polizei« (GdP) in Ostwestfalen-Lippe. Er kritisierte, dass dieses die erste Polizeireform in NRW sei, die nicht zuvor mit den Beamten besprochen worden sei. »Die Details kennt bis heute niemand.«
Für den »Bund Deutscher Kriminalbeamter« erklärte Klaus Lowack (Bielefeld), die Neuorganisation könne für manchen Kollegen unbequem werden, sie biete aber auch Chancen: »Die Verantwortung wird gebündelt. Bisher gibt es etwa in einer Behörde Kripobeamte, die dem Leiter einer Polizeiinspektion unterstehen, und solche, die dem Kripochef zugeordnet sind. In den Behörden, die sich umstrukturieren, wird es nur noch einen Leiter für die Kripo geben.« Diese straffere Organisation vermeide Reibungsverluste und werde sich positiv auf Ermittlungsergebnisse auswirken. »Und nur daran messen uns die Bürger.«
Ministeriumssprecher Wolfgang Beus sagte, mit der Neuorganisation auf Kreisebene sei ein erster Schritt getan. »Wünschenswert wäre, wenn die Landräte noch weitergingen und kreisübergreifend Funktionen zusammenlegten.« Die Zahl der Polizisten könne wegen der Finanzlage des Landes auf absehbare Zeit nicht erhöht werden. »Deshalb müssen wir die vorhandenen Kräfte optimal einsetzen.«

Artikel vom 22.03.2006