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Ein Unfall mit fatalen Folgen

»Geliebte Lügen« mit emotionsgeladenen Verstrickungen


Große, saftig-grüne Bäume säumen die Landstraße, die sich durch die beschauliche Gegend im britischen Buckinghamshire schlängelt. Diese ländliche Idylle scheint ein alter Mann (John Warnaby) sichtlich zu genießen, der dort gemächlich auf seinem Fahrrad entlang radelt. Sekunden später wird er plötzlich von einem Auto erfasst und liegt schwer verletzt im Straßengraben, während der Fahrer die Flucht ergreift. In dem präzise beobachteten Gesellschaftsdrama »Geliebte Lügen«, mit dem der Oscar-gekrönte britische Autor (»Gosford Park«) und Schauspieler Julian Fellowes sein Regiedebüt gibt, zieht dieser tragische Unfall eine ganze Reihe von Lügen und Verstrickungen nach sich, die Stück für Stück ans Licht kommen - emotionsgeladen, erstaunlich und entlarvend.
Die Vorlage für diese eindringliche Charakterstudie lieferte der britische Autor Nigel Balchin mit seinem 1951 erschienenen Roman »Elf Jahre und ein Tag«. »Es ist ein großer Luxus, ein Buch zu verfilmen, das kaum jemand kennt, weil das eine viel freiere Adaption eines Stoffes ermöglicht«, erklärt Fellowes.
»Für »Geliebte Lügen« habe ich den moralischen Grundkonflikt, den Spannungsaufbau und die Charaktere aus dem Roman übernommen, doch sowohl die Szenenstruktur als auch die Dialoge völlig neu geschrieben.« Bereits vor seinem großen Durchbruch mit »Gosford Park« verfasste er zahlreiche Spielfilmdrehbücher, konnte seinen Lebensunterhalt aber nur durch seine Arbeit als Schauspieler bestreiten. »Nach der Oscar-Verleihung erhielt ich verschiedene Angebote und beschloss, diesen Film zu realisieren.«
Ein erfolgreicher Londoner Anwalt (Tom Wilkinson) wähnt sich seit Jahren glücklich verheiratet, ohne zu ahnen, dass seine Frau (Emily Watson) auf ihrem Landsitz in der englischen Countryside heimlich eine Affäre mit einem jungen, attraktiven Nachbarn (Rupert Everett) begonnen hat. Als er an dessen Wagen auf einmal frische Kratzer entdeckt, glaubt er den Unfallfahrer zu kennen, der für den Tod seines Haushälters verantwortlich ist.

Artikel vom 23.03.2006