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Kölner Dom
in New York

HA Schult: Projekt aus Autoteilen

Von Britta Gürke
Köln (dpa). Zwei rote Heckleuchten prangen auf den Türmen des Kölner Doms, ein Tacho hängt über dem Eingang: So zumindest sieht Aktionskünstler HA Schult das Kölner Wahrzeichen. Gemeinsam mit 15 Auszubildenden der Ford-Werke in Köln baut Schult zur Zeit ein Modell des Doms aus Autoteilen.

»Die jungen Leute lernen, kreativ zu denken«, sagte Schult gestern bei der Präsentation des Projektes. Das Kunstwerk soll in den nächsten Tagen fertig gestellt und voraussichtlich im Mai oder Oktober nach New York gebracht werden.
»Die New Yorker haben fast alles, aber einen Dom haben sie noch nicht«, sagte Schult. Der Künstler, der vor allem mit seinen aus Müll hergestellten »Trash People« berühmt wurde, lebt seit 1990 in Köln. Das Dom-Modell werde mit einem Linienflug von Köln nach New York transportiert und von Bürgermeister Michael Bloomberg in Empfang genommen. Später werde es bei einem großen Auktionshaus versteigert. »Der Erlös geht an die Waisen der Feuerwehrmänner, die bei den Terroranschlägen am 11. September 2001 starben«, erklärte Schult.
»Bei dem Projekt müssen unsere Auszubildenden die Genauigkeit, die sie sonst lernen, vergessen und ihre Kreativität herauslassen«, erklärte Ausbilder Dietmar Brzoska, der den Jugendlichen über die Schulter schaut. »Die Auszubildenden aus dem Bereich Konstruktions- und Industriemechanik haben zunächst ein Gerüst aus Aluminium gebaut. Nach Anleitung von Schult befestigen sie daran Autoteile vom Scheibenwischermotor über Lampen und Sicherheitsgurte bis hin zur Armatureneinfassung.« Dabei wird geklebt, geschraubt und geschweißt.
Im fertigen Zustand soll das Kunstwerk 3,5 Meter hoch und etwa 50 Kilo schwer sein. Sämtliche Autoteile hatte Schult zuvor direkt von den Fließbändern in den Ford-Produktionshallen genommen. Den jungen Leuten sagt er genau, wo am Aluminiumgerüst die Elemente fest gemacht werden sollen. »Es macht riesig Spaß, ich hätte die Teile nur ein bisschen mehr geordnet«, sagte der 19-jährige Auszubildende Daniel Faßbender. »Aber ich bin ja nicht der Künstler.«
Und nochmal HA Schult: Mit einer spektakulären Aktion will der Kölner Aktionskünstler seine »Müllmenschen« in Szene setzen: Vom 21. April an werden die »Trash People« vor dem Kölner Dom präsentiert. »Wir erwarten etwa eine Million Menschen, die sich die Aktion in Köln anschauen«, sagte die Muse des Künstlers, Elke Koska. Die Aktion unter dem Namen »Cologne People« laufe bis zum 1. Mai. »Danach sind die »Trash People« noch in New York und in der Antarktis, bevor die Reise zu Ende geht«. Zuvor waren die »Müllmenschen« unter anderem an der Chinesischen Mauer sowie auf dem Roten Platz in Moskau zu sehen.

Artikel vom 22.03.2006