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Grippe schwächt
WM-Träumer

Sawtschenko/Szolkowy nur Fünfte

Calgary (dpa). Stocksauer auf sich selbst verschwand Aljona Sawtschenko wortlos in den Katakomben des Saddledome von Calgary. Sie konnte sich den Patzer im Kurzprogramm der Eiskunstlauf-Weltmeisterschaft beim dreifachen Wurfsalchow, den sie auf zwei Beinen gelandet war, nicht verzeihen.

Dabei hatte die 22-Jährige eine gute Entschuldigung: Seit ihrer Ankunft in Kanada hat sie Fieber und Halsschmerzen. »Ich bin so schwach, mir fehlt die Kraft von innen«, sagte die enttäuschte Wahl-Chemnitzerin etliche Zeit später und gab Partner Robin Szolkowy keine Schuld an Platz fünf vor der Kür.
Das ist für die ambitionierten EM-Zweiten, die ganz oben mitmischen wollten, zu wenig. Äußerst verhalten liefen sie ihr stilvolles Programm, zu langsam, um den Salchow sauber zu landen. »Da braucht man Geschwindigkeit. Ich glaube, sie hatten heute Fracksausen«, analysierte Udo Dönsdorf, Sportdirektor der Deutschen Eislauf-Union (DEU), der die gesundheitlichen Probleme nicht allein als Ursache gelten lassen wollte. Denn die Trainingseinheiten waren so gut gewesen, dass niemand etwas von der Grippe von Sawtschenko erahnen konnte.
»Ja, im Training waren wir so sicher, aber so ein Wettkampf ist doch etwas anderes. Ich habe kaum Luft bekommen«, sagte die gebürtige Ukrainerin. Allein der geringe Punktabstand zu den vor ihnen liegenden Kanadiern Valerie Marcoux/Craig Buntin (62,66) und den Russen Maria Petrowa/Alexej Tichonow (63,04) ist ein Trost. Nach nur 61,24 Zählern aus dem ersten Part der Eiskunstlauf-Titelkämpfe müssen die Olympia-Sechsten nun in der Kür heute glänzen. »Wir müssen sehr gut laufen, wenn wir noch Bronze holen wollen«, sagte Aljona Sawtschenko. Und Szolkowy machte ihr Mut: »Wir lassen uns jetzt nicht unterkriegen.«
Insgeheim hatten die Aufsteiger gehofft, ohne die zurückgetretenen russischen Olympiasieger Tatjana Totmianina/Maxim Marinin und dem vorerst überstandenen Rummel um den Stasi-belasteten Trainer Ingo Steuer zum Saisonende noch einmal auftrumpfen zu können. »Sie haben ein unglaubliches Potenzial, können es im Moment aber noch nicht ausschöpfen«, sagte Dönsdorf. So waren im Saddledome die chinesischen Olympia-Zweiten Zhang Dan/Zhang Hao (65,58), die in Turin mit ihrem spektakulären Sturz beim Versuch des vierfachen Wurfsalchows für Aufregung gesorgt hatten, fehlerfrei. Und auch das zweite Paar aus China, Qing Pang/Jian Tong (64,98), ist nicht mehr einzuholen.
Auf seine Leistung aufbauen kann der Oberstdorfer Silvio Smalun, der sich trotz zweier Stürze in der Qualifikationskür auf Rang sieben in seiner Gruppe einordnete. »Wenn er sich steigert, ist Platz acht bis zwölf drin«, sagte sein Trainer Michael Huth. Der Schweizer Titelverteidiger Stephane Lambiel führt.

Artikel vom 22.03.2006