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WM-Botschafter für NRW: Reiner Calmund.

Calmund lehnt Rückzug ab

Land zahlt vierteljährlich 14 000 Euro - Befragung beim Staatsanwalt

Von Wolfgang Wotke
und Reinhard Brockmann
Leverkusen (WB). Der unter Untreueverdacht stehende frühere Bayer-Leverkusen-Manager Reiner Calmund (57) hat es dem NRW-Innenministerium gegenüber abgelehnt, sein Amt als WM-Boftschafter des Landes niederzulegen. Das erfuhr diese Zeitung in Düsseldorf.

Calmund war im November 2004 von Ex-Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) beauftragt worden. Seitdem erhält er vierteljährlich 14 000 Euro Aufwandsentschädigung. Sportpolitiker Christof Raschke (FDP) erwartet, dass sein Parteifreund Innenminster Ingo Wolf und die Staatskanzlei sich von Calmund trennen, sobald eine Anklage auf dem Tisch liegen sollte. Noch gelte der Unschuldsverdacht, »aber dann ziehen sie die Reißleine«, sagte Raschke.
Voraussichtlich nächste Woche will die Staatsanwaltschaft Köln Calmund erstmals »als Beschuldigten« befragen. Das sagte Staatswanwalt Günter Feld. Dabei wird es um die Frage gehen, wohin im Juni 2003 jene 580 000 Euro geflossen sind, die nach Calmunds Angaben an den Gütersloher Spielervermittler Volker Graul für die Vermittlung von Spieleroptionen gezahlt worden sind.
Keine Rolle spielen bei den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen bislang angebliche Äußerungen Calmunds gegenüber hochrangigen Bayer-Mitarbeitern, es habe in der Saison 2002/2003 Spielmanipulationen zugunsten von Bayer 04 Leverkusen gegeben. Wie diese Zeitung bereits gestern berichtete, sollen die Bayer-Mitarbeiter entsprechende Aussagen zu Protokoll gegeben haben.
Staatsanwalt Feld erklärte, der jetzige Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser sei im Zuge der Ermittlungen bereits als Zeuge vernommen worden. Zum Inhalt des Vernehmungsprotokolls in den Ermittlungsakten werde er keine Stellungnahme abgeben.
Calmunds Anwalt Dr. Stefan Seitz bekräftigte, Angaben über angebliche Spielmanipulationen seien absolut haltlos. »Die neuesten Behauptungen stellen offenbar den letzten Versuch dar, Herrn Calmund in Misskredit zu bringen, nachdem abzusehen ist, dass die Untreuevorwürfe nicht aufrechterhalten werden können«, hieß es in einer gestern verbreiteten Erklärung.
Die Deutsche Fußball Liga ist trotz der jüngsten Entwicklungen in Sachen Bayer Leverkusen noch nicht tätig geworden. »Wir werden erst dann Ermittlungen einleiten, wenn uns die Staatsanwaltschaft in Köln einen Anfangsverdacht hinsichtlich der Manipulations-Spekulationen mitteilt«, sagte Sprecher Tom Bender dieser Zeitung. Bislang gebe es aber nur Mutmaßungen und Verdächtigungen. Man dürfe sich auf keinen Fall zu Vorverurteilungen verleiten lassen. Bender: »Bis heute ist noch gar nichts bewiesen.«
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Artikel vom 23.03.2006