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Microsoft jagt
Daten-Diebe

Gemeinsam mit Interpol gegen Phishing

Von Christoph Dernbach
Brüssel (dpa). Seitdem es Banken gibt, versuchen Betrüger mit fast allen Mitteln an das Geld auf den Konten heranzukommen. Doch erst seitdem das Internet im großen Maßstab für die Abwicklung von legalen Finanzgeschäften genutzt wird, gehören diese Betrugsversuche fast zum Alltag der Bankkunden.

Allein der Onlinedienst AOL fängt derzeit täglich fünf Millionen »Phishing«-E-Mails ab, mit denen Cyber-Kriminelle versuchen, die Zugangsdaten und Transaktionsnummern für Finanzdienste, Online-Shops und andere E-Commerce-Angebote abzufischen. »Phishing hat im vergangenen Jahr extrem zugenommen«, sagte Neil Holloway, Präsident von Microsoft Europa, gestern in Brüssel. Während Anfang 2005 etwa 2500 Phishing-Websites bekannt gewesen seien, die beim Cyberbetrug eingesetzt werden, waren es am Jahresende schon 7500.
Microsoft will nun zusammen mit der internationalen Polizeiorganisation Interpol und anderen Strafverfolgungsstellen den »Phishern« das Handwerk legen: Noch in diesem Monat wird der Softwarekonzern 53 Zivilklagen einreichen oder Strafanzeigen stellen, darunter gegen vier mutmaßliche Betrüger aus Deutschland.
Microsoft geht es dabei letztlich auch um das eigene Geschäft, denn die Online-Betrüger bedrohen nicht nur die Internet-Anwender in aller Welt, sondern auch die Aktivitäten des Softwaregiganten. Microsoft will auch dazu beitragen, dass entlarvte »Phisher« sich dann tatsächlich vor Gericht verantworten müssen. Bislang hätten lediglich in Frankreich zwei Passwort-Fischer vor Gericht gestanden. In vielen anderen Fällen hätten die Beweise nicht ausgereicht. Das soll nun anders werden, denn der Softwarekonzern will Polizei und Staatsanwaltschaft dabei helfen, die Beweise gerichtstauglich zu sichern.
Letztlich muss Microsoft aber auch vor der eigenen Haustür kehren. In der Vergangenheit hatten Cyber-Kriminelle immer wieder Sicherheitslücken im führenden Web-Browser Internet Explorer ausgenutzt.
»Phishing« beschreibt eine Form des Trickbetrugs im Internet, bei dem es Kriminelle insbesondere auf Zugangsdaten für Online-Finanzdienste oder Internet-Warenhäuser abgesehen haben.

Artikel vom 21.03.2006