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Das Gespenst
von Angst und
Existenzverlust

Initiative Mikrounternehmen hilft

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Die einen nennen sie »Existenzgründer«, andere »Einzelkämpfer«. Vera Wiehe nennt sie »Mikrounternehmen«. Und die haben durch die Bank hohen Informationsbedarf - insbesondere in Fragen schwankenden Einkommens, geringer Auslastung und der wichtigen Altersversorgung.

Vera Wiehe, WEGE-Mitarbeiterin und Chefin der Wachstumsinitiative Mikrounternehmen, freut sich über ausgezeichnete Resonanz. Bei 900 Adressen, die der Initiative für eine Befragung im Sommer 2005 vorlagen, gibt es aktuell bereits 176 Antworten. Frauen sind kommunikativer, beantworten schneller, weiß Vera Wiehe. Und 60 Prozent der Antwortenden sind über 40. Die meisten Selbstständigen in der Initiative sind hoch qualifizierte Fachleute, klassische Händler und Handwerker sind eher die Ausnahme. Vera Wiehe: »Die meisten Mitglieder sind echte Einzelkämpfer mit all den Problemen im Alltag, fallen in das Ressort der neuen Selbstständigen.«
Das aktuelle Treffen der Initiative im Technologiezentrum stand unter dem Titel »Frühlingserwachen« - nicht nur der Jahreszeit entsprechend, sondern im Hinblick auf die erste Internetpräsenz »www.wim-owl.de«. Bereits nach drei Tagen waren 27 Firmenportraits eingestellt. Dabei soll die Seite nicht nur potenzielle Kunden ansprechen, sondern auch interne Info-Plattform sein. Die Seite soll nach dem Wunsch der Initiatoren helfen, jedem einzelnen Mitglied die Akquisition zu erleichtern und Interessenverbindungen schaffen über Branchen und Dienstleistungen hinweg.
Marlies Pelster-Wend (Regionalstelle Frau & Beruf) sowie Brigitte Meier (WEGE) begrüßten die Gäste im Technologiezentrum, Armin Hering referierte über Produktmarketing als Selbstmarketing, die Kunst sich selbst anzupreisen und seine Arbeit einer richtigen angemessenen Dotierung gegenüberzustellen. Ute Niermann (EWAS-Institut) und Martina Redemann machten den Zuhörern Mut, von guten Lösungen zu lernen, Karsten Glied präsentierte die Internet-Plattform und Andreas Wetzig sorgte auf ganz eigene Art für Aufmerksamkeit: Der als »Hausmeister« verkleidete Comedy-Jongleur ist selbst Existenzgründer, machte sich im vergangenen Jahr selbstständig.
Interessant: Mit 85 Firmen kommt der überwiegende Teil der 176 Teilnehmer an der Befragung aus Bielefeld. Im Oberzentrum, weiß Vera Wiehe, werden die meisten Existenzen gegründet. Dabei haben IT-Wirtschaft, Gesundheit und Marketing/Werbung zusammen mit Unterhaltungsbranche, Technik und Unternehmensberatung die Nase vorn im Branchenmix. Viel wichtiger für die Initiative ist, wo die Jungunternehmer den größten Handlungsbedarf sehen und den größten Informationsbedarf. Fast alle Existenzgründer drücken Fragen der Akquisition, der Altersversorgung, des Eigenmarketings und des schwankenden Einkommens. Vera Wiehe: »Dieser große Unsicherheitsfaktor und das drohende Gespenst von Arbeitslosigkeit und Hartz IV können für noch so engagierte Einsteiger zu einem riesigen lähmenden Effekt werden, der die gesamte berufliche Zukunft in Frage stellt.«

Artikel vom 22.03.2006