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Ein Lehrstück russischer Stimmgewalt

Kowalew Don Kosaken zu Gast in der Queller Johanneskirche - 100 Besucher zufrieden

Quelle (ptr). Ein gespanntes Wispern und Raunen geht durch die etwas spärlich gefüllten Bankreihen der Johanneskirche, als acht schwarz gekleidete Sänger den Altarraum betreten. Hier verharren sie eine Weile, bis es ganz ruhig ist. Dann bricht es aus ihnen heraus. Ein Ton wie ein Donnergrollen rauscht durch das Kirchenschiff. Wild und stolz wie die russische Seele, unverwechselbar im Klang: Die Don Kosaken geben ein Gastspiel.

Viele dürfte der Eintrittspreis in Höhe von 15 Euro von einem Konzertbesuch abgehalten haben. Wer trotzdem da war, hat sein Kommen jedoch sicher nicht bereut. Die Maxim Kowalew Don Kosaken unter der Leitung von Vitali Süsskin boten eine gelungene Mischung aus geistlicher Musik im ersten und russischer Folklore im zweiten Teil. Jeder der acht Sänger durfte sein Können dabei wenigstens ein Mal als Solist unter Beweis stellen.
Verwegene, fast etwas raue Gesänge über die wilde Schönheit des Landes kamen ebenso zur Geltung, wie klangschöne Stücke aus der russisch-orthodoxen Liturgie. Spätestens beim Ave Maria lief den meisten Zuhörern die erste Gänsehaut über den Rücken. Nach jedem Stück spendete das Publikum ausgiebigen Applaus.
Es war der erste Besuch der Maxim Kowalew Don Kosaken in Quelle, nach Bielefeld kommen sie aber bereits zum vierten Mal. Insgesamt umfasst das Ensemble 18 Musiker, allesamt Russen mit professioneller Gesangsausbildung, die in unterschiedlicher Zusammensetzung das ganze Jahr über quer durch Europa touren und dabei etwa 180 Konzerte geben. Hauptanlaufstellen sind Kirchen in Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz.
Ihren Namen haben die Don Kosaken eher zufällig erhalten. »Kosaken sind in Russland freie Ritter gewesen, die zur Zarenzeit die Grenzen den Landes geschützt haben. Die Don Kosaken waren einfach die Kosaken vom Fluss Don«, erläutert Maxim Kowalew, der musikalische Leiter des Ensembles. Bei den ersten Don Kosaken habe es sich jedoch in Wahrheit weder um echte Kosaken gehandelt, noch seien diese aus der Gegend des Don gekommen. »Der Name Don Kosaken hatte einfach einen guten Klang, und wurde daher aus Marketing-Erwägungen heraus gewählt«, so Kowalew.
Der große Erfolg nach dem Zweiten Weltkrieg sei zusätzlich durch die politische Situation begünstigt worden. »Die Grenzen waren zu und die Don Kosaken eine der wenigen Möglichkeiten, mit echten Russen in Kontakt zu treten. Eine Legendenbildung wie damals, wäre unter den Voraussetzungen von heute nicht mehr möglich«, so Kowalew
Von diesem Mythos zehrt auch sein Ensemble bis heute. »Mit echten Don Kosaken anstelle von professionellen Sängern dürfte ich aber nicht auf Tour zu gehen. Das würde nicht einmal für zwei Euro jemand hören wollen.« Und für 15 Euro wohl erst recht nicht.

Artikel vom 21.03.2006