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Bier, Fußball und Zaubertricks

WM-Paten (Folge 12): Walter Forgione aus Italien liegt die Magie im Blut

Von Jens Brinkmeier
und Wolfgang Wotke (Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Walter Forgione ist Magier, doch den ersten Titelgewinn der »Squadra Azzura« seit 1982 kann der Italiener auch nicht herbeizaubern. Dabei wünscht sich der 37-Jährige den ersten Pokal seit 24 Jahren ebenso sehr wie seine Landsleute in der fußballverrückten Nation, die zuletzt 1990 - als Deutschland in Rom triumphierte - die WM ausrichtete.

1994 in den USA wäre es fast soweit gewesen, doch im Finale von Pasadena scheiterten Roberto Baggio und Franco Baresi vom Elfmeterpunkt, Brasilien holte sich den Cup.
Walter Forgione lebt seit 1992 in Deutschland und arbeitet seitdem in jeder Sommersaison im Hollywood- und Safaripark in Schloß Holte-Stukenbrock. Dort tritt er im Theater auf und verzaubert die Zuschauer mit seinen Tricks. Die Magie liegt dem in Verona geborenen Familienvater im Blut. »Seit vier Generationen ist meine Familie im Show-Business«, erklärt Forgione.
Die ganze Welt hat der Magier schon bereist. So war er vor seinem Engagement im Hollywood- und Safaripark zweieinhalb Jahre in den USA auf Tour. 1989 hatte er schon einmal eine Tournee durch Deutschland mitgemacht. In den Wintermonaten, wenn er nicht auf der Bühne des »Theaters« steht, hat Forgione Auftritte in Dubai, Katar, England, Frankreich, Spanien und vielen anderen Ländern der Welt. Seine Frau Samantha hat der Italiener allerdings in seiner Heimat kennen gelernt. »Das war 1986, sie ist bei einer Show in Italien als Tänzerin aufgetreten. 1993 haben wir in ihrer Heimat England geheiratet«, erzählt der Fan von Juventus Turin. Zwei Kinder hat das Künstler-Ehepaar, Andrea ist sechs, Livio drei Jahre alt. Samantha ist ebenfalls ein großer Fußballfan und Anhängerin von Nottingham Forest. »Wir sind beide für Italien und für England. Außer natürlich, wenn die beiden gegeneinander spielen«, schmunzelt der Magier.
Bei seinen Auftritten arbeitet Walter Forgione mit vielen Tricks und verblüfft die Zuschauer immer wieder. Auch ohne Zaubertricks traut er »seinen« Italienern um Trainer Marcello Lippi in diesem Jahr den großen Wurf zu. »Italien im Finale gegen England, oder gegen Deutschland. Das wäre doch toll«, sagt der 37-Jährige. Das 4:1 der »Squadra Azzura« am 1. März gegen Deutschland hat Forgione am Fernseher verfolgt, überbewerten mag er das Ergebnis jedoch nicht. Er macht dem Gastgeber sogar Hoffnung: »Das war ja nur ein Testspiel. Wenn es wirklich darauf ankommt, ist Deutschland stark. Das zeigt doch auch die Geschichte. Außerdem ist da noch der Heimvorteil«.
Von Jürgen Klinsmann als Trainer hält der Italiener nicht so viel. »Er war ein wundervoller Spieler, aber als Coach lief es bisher nicht so gut. Vielleicht bekommt er es trotzdem noch hin«, traut der Magier dem Bundestrainer dennoch die Wende zum Guten zu.
Im Hollywood- und Safaripark werde es jedenfalls Gelegenheit geben, die Spiele der Weltmeisterschaft zu verfolgen. »Vor vier Jahren hatten wir eine vier mal vier Meter große Leinwand aufgebaut, dazu gab es Getränke. Bier und Fußball - was gibt es Besseres?«, lacht Forgione, der sich dieser Tage nur allzu gerne an die WM 1982 zurück erinnert.
Damals in Spanien trafen Italien und Deutschland im Finale aufeinander, mit 3:1 behielten die Südeuropäer um Superstar Paolo Rossi die Oberhand und sicherten sich den Weltpokal zum dritten Mal nach 1934 und 1938. »Da war ich zwar noch recht jung, aber die Erinnerung ist trotzdem unvergesslich«, sagt der Künstler. Dass am 9. Juli in Berlin der vierte Titel gefeiert werden kann, daran glaubt Walter Forgione ebenso wie seine Landsleute. Und wenn der unterlegene Finalgegner nicht gerade England heißt, wird seine Frau Samantha sicher mitjubeln.

Artikel vom 05.04.2006