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Mit vier Toren wieder auf Kurs:
Deutschlands starker Endspurt

Nach schwachen 70 Minuten: 4:1-Erfolg gegen die »B-Elf« der USA

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Dortmund (WB). Es bleibt dabei: Dortmund ist eine Erfolgsstätte der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Im ersten Heimtest des WM-Jahres besiegte die Auswahl von Bundestrainer Jürgen Klinsmann die USA mit 4:1. Allerdings: 70 Minuten hatten die Gastgeber große Probleme, erst im trefflichen Endspurt wurde der deutliche Erfolg sicher gestellt.

Klinsmann entschied sich von Anfang an für die stürmische Variante: Klose, Podolski und Asamoah durften angreifen. Sein USA-Kollege Bruce Arena schickte dagegen eine »US-B« auf den Platz, denn es fehlten sechs Stammspieler, die von ihren Vereinen keine Freigabe erhielten.
Einen »Freibrief« hat Klinsmann schon lange nicht mehr. Das bekam er vor dem Anpfiff in Dortmund zu sehen. Auf einem Transparent stand: »Wenn es nach Leistung geht, fährt der Bundestrainer nicht mit zur WM.« Der von ihm ausgemusterte Borussia-Kapitän Wörns saß auf der Tribüne - und musste viele Hände schütteln. Der Coach und seine Auserwählten standen nach dem deutlichen 1:4 von Florenz gegen Italien unter Druck: Sie hatten Wiedergutmachung versprochen.
Ganz gut machte es Podolski in der 12. Minute dann aber nicht. Ballack hatte den Kölner freigespielt, doch er zielte knapp am USA-Kasten vorbei. Nur sechzig Sekunden später bot sich dem Kapitän die Möglichkeit zum Führungstreffer auf dem Kopf, auch er brachte den Ball nicht ins Tor.
Die Gäste, defensiver eingestellt, sie versteckten sich trotzdem nicht. Immer mal wieder gab es Konterattacken - und die deutsche Abwehr zeigte da in einigen Situationen leichte Unsicherheiten. Viel war es nicht, was da unten vor der Pause geboten wurde. Die Dortmunder Zuschauer, zunächst optimistisch gestimmt, reagierten dann nach einer halben Stunde von oben mit lauten Sprechchören: »Wir wollen euch kämpfen sehen«, forderten sie die deutsche Mannschaft auf. Zur Halbzeit wurde die DFB-Auswahl mit einem Pfeifkonzert in die Kabine verabschiedet.
Völlig zu Recht, wie auch Teamchef Franz Beckenbauer kritisch anmerkte: »Wir sind ganz ordentlich angefangen, aber dann haben wir unverständlicherweise das Tempo aus dem Spiel genommen.«
Für mehr Schwung sollte Schweinsteiger sorgen, Podolski musste den Platz räumen. Der »Joker« stach sofort: Freistoß Schweinsteiger, Klose irritierte Torwart Keller, berührte den Ball dabei aber nicht mehr - und Deutschland führte mit 1:0. Aber Sicherheit gab der Treffer noch nicht. In der 66. Minute hatte Johnson sogar das 1:1 auf dem Kopf, doch Kahn war reaktionsschnell auf dem Posten und verhinderte den Ausgleich.
Es musste mehr kommen, Klinsmann entschied sich für den Doppel-Wechsel: Asamoah und Schneider raus, Neuville und Borowski rein. Wieder ein glücklicher Griff, denn Neuville erzielte in er 73. Minute nach Vorarbeit von Klose mit einem sehenswerten Volltreffer gegen seinen Gladbacher Kollegen Keller das 2:0. 120 Sekunden später bedankte sich Neuville bei Klose. Er legte ihm per Hackentrick das dritte Tor vor.
Aber das war noch nicht alles. Der Kapitän wollte sich ebenfalls am Trefferreigen beteiligen. Wieder war Klose mit im Tor-Geschäft, er servierte die Maßflanke, die Ballack unhaltbar einköpfte. Und jetzt hatte die Elf das Publikum endgültig auf ihrer Seite: Die starke letzte Viertelstunde gegen die stark nachlassende USA hatte alle wieder versöhnt. Der Ehrentreffer von Johnson war nur noch »Ergebnis-Makulatur«.

Artikel vom 23.03.2006