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Kommentar Weißrussland

Putin hat es in der Hand


Das Ergebnis der Präsidentschaftswahl in Weißrussland war ebenso vorhersehbar wie die sich anschließende Kritik der westlichen Staatengemeinschaft. Alexander Lukaschenko, der Autokrat der letzten stalinistisch geprägten Republik der früheren Sowjetunion, ist sich der Macht gewiss. Ob tatsächlich vier von fünf Weißrussen für ihn gestimmt haben, wie das offizielle Wahlergebnis glauben machen will, ist dabei fast schon nebensächlich.
Entscheidend für die Zukunft des Zehn-Millionen-Volkes ist vielmehr die Frage, ob sich die noch kleine, nach Kräften drangsalierte Demokratiebewegung im eigenen Land Gehör und Gefolgschaft verschaffen kann.
Die von der Europäischen Union angedrohten Sanktionen können da kaum mehr als moralische Unterstützung sein. Der Schlüssel für eine wirkliche Demokratisierung Weißrusslands aber liegt bei Wladimir Putin. Denn ohne die Subventionen aus Moskau wäre Lukaschenko längst am Ende.
Ein solcher Sinneswandel Moskaus ist jedoch nicht in Sicht. Eilfertig hat das russische Außenministerium das Wahlergebnis in Weißrussland bereits anerkannt.
Lukaschenko mag viele Feinde haben. Der eine, mächtige Freund in Moskau aber reicht ihm aus, um Weißrussland noch lange unter der Knute zu halten. Andreas Kolesch

Artikel vom 21.03.2006