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Weg mit dem Glimmstängel

Viele junge Raucher wollen aufhören, schaffen es aber nicht

Von Jürgen Vahle
Bielefeld (WB). Etwa ein Drittel der 12- bis 25-Jährigen in Deutschland raucht. In den Altersgruppen der 16- bis 19-Jährigen und der 20- bis 25-Jährigen sind es fast jeder Zweite. Das hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA) herausgefunden. 68 Prozent von ihnen haben jedoch den Wunsch, das Rauchen aufzugeben oder weniger zu rauchen - und eine Internetseite soll ihnen jetzt helfen.

61 Prozent der jungen Raucher haben mindestens einmal - wenn auch erfolglos - versucht, dem Glimmstängel für immer zu entsagen. Angst vor der eigenen Courage, Angst vorm Entzug, Angst vor Gewichtszunahme und Angst, in der Clique nicht mehr als »cool« zu gelten, ließen sie aber wieder zur Zigarette greifen.
Dr. Marita Völker-Albert von der BZGA weiß aus vielen Gesprächen, wie schwer es ist, von der Nikotinsucht loszukommen. Vor allem in den ersten vier Wochen durchleiden Raucher im Entzug Qualen. Besonders ärgerlich ist es dann, wenn nach der harten Anfangszeit doch wieder der Rückfall kommt und alle Bemühungen schließlich doch umsonst waren.
Die Bundeszentrale empfiehlt jungen Aussteigern die so genannte Schlusspunktmethode. Ein solches Ausstiegsprogramm gibt es kostenlos im Netz unter www.rauch-frei.info. Dort werdet ihr angeleitet, mit täglichen E-Mails unterstützt und motiviert, doch durchzuhalten.
Im Kern geht es bei dem Programm darum, der Zigarettensucht durch eine Verhaltensänderung ein Schnippchen zu schlagen. Dr. Marita Völker-Albert beschreibt folgende Vorgehensweise: Zunächst müsst ihr entschlossen sein, das Rauchen wirklich beenden zu wollen. Halbherzigkeit bringt gar nichts. Dann wird ein Punkt gesetzt, an dem die zigarettenlose Zeit beginnen soll. Im Vorfeld müsst ihr Freunde und die Familie darauf vorbereiten, damit sie euch bei eurem Vorhaben unterstützen - und nicht erneut zum Rauchen »verführen«. der Zigarettenkonsum sollte bereits Schritt für Schritt reduziert werden. Außerdem solltet ihr eure Rauchgewohnheiten analysieren: Wann und zu welchen Gelegenheiten rauche ich? Welche Alternativen gibt es für mich? Wie kann ich gewöhnliche Rauchsituationen »umschiffen«?
Wenn der »Tag X« gekommen ist, sollte der Ausstieg konsequent erfolgen: Nicht nur Zigaretten sollten entfernt werden, auch Aschenbecher, Feuerzeuge und andere Rauchutensilien müssen verschwinden. Jetzt beginnt nach Erfahrung von Dr. Marita Völker-Albert die Leidenszeit. Vor allem am dritten und vierten Tag des Ausstiegs kommt der Hunger auf Nikotin. »Da muss man dann einfach durch«, berichtet die Expertin der Bundeszentrale.
Entscheidend seien in dieser Phase kleine Belohnungen, die ihr euch gönnen könnt. Vom dem gesparten Zigarettengeld könnt ihr beispielsweise etwas Schönes kaufen. Außerdem sind gerade in dieser Phase Sport und gesunde Ernährung wichtig - auch, um nicht zu viel Gewicht zuzunehmen.
Nach etwa zehn Tagen ist dann das Schlimmste geschafft, ihr fühlt euch besser, schlaft tiefer, seid besser drauf. Das Verlangen nach der Zigarette kommt nur noch in wenigen Situationen auf. Beim Besuch einer Kneipe oder in gemütlicher Runde heißt es dann: »Weiter standhaft bleiben!«
Für Jugendliche sind nach Auffassung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung andere Ausstiegswege als die Schlusspunktmethode ungeeignet. Nikotinpflaster oder -kaugummis und spezielle Entwöhnungskurse seien oft kostspielig und zu weit weg von der Lebenswirklichkeit von Schülern, Studenten und Auszubildenden.
www.rauch-frei.info
www.bzga.de

Artikel vom 06.04.2006