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Betrunkener Autofahrer überfährt Mädchen

Opfer stirbt - Polizisten stellen abendlichen Unfall für lichttechnisches Gutachten nach

Von Judith Frerick
Langenberg (WB). Ein betrunkener Autofahrer hatte am 19. Februar gegen 18.50 Uhr auf der B 55 in Langenberg (Kreis Gütersloh) die 16-jährige Schülerin Helena Renpening mit seinem Opel erfasst, als sie auf Inlinern die Straße überqueren wollte. Das Mädchen starb kurz darauf im Krankenhaus. Sonntagabend hat die Dekra den Unfall für das Ermittlungsverfahren nachgestellt.
Helena ist nur 16 Jahre alt geworden.
Helenas Mutter Lydia kniet vor dem Holzkreuz, das sie an der Stelle aufgestellt hat, an der ihre Tochter um ihr junges Leben kämpfte. Jeden Tag ist sie hier, zusammen mit ihrem Mann und den Söhnen Andreas (19) und Viktor (18). Auch Klassenkameraden und Freunde stehen Abend für Abend an der Bundesstraße. Sie haben Blumen, Kuscheltiere, ein Stoffherz und Kerzen niedergelegt. »Heute hier zu sein, hat uns viel Überwindung gekostet. Mein Mann ist allerdings Zuhause geblieben, er konnte das nicht. Wir wollen aber endlich Klarheit haben«, schluchzt die Langenbergerin, die mit ihrer Familie 2001 nach Deutschland gekommen war. Die Aussiedlerfamilie setzt große Hoffnungen in die Leuchtdichtemessung der Dekra-Mitarbeiter Uwe Hagemann und Wolfgang Bühren, die den Unfall mit einer Puppe rekonstruierten, um festzustellen, wann der Vectra-Fahrer Helena gesehen haben muss. »In vier Wochen liegt die Auswertung vor«, sagt Wolfgang Bühren.
So lange müssen sich die Renpenings also noch gedulden. Jeder Tag ist für sie derzeit eine Qual. Vor allem Viktor, der an dem tragischen Abend zusammen mit seiner Schwester auf Inlinern unterwegs und nur noch etwa einen Kilometer von seinem Zuhause entfernt war, hat längst nicht verarbeitet, was er erlebt hat: »Ich bin vorausgefahren, Helena war hinter mir. Plötzlich hörte ich einen dumpfen Aufprall und habe mich umgesehen ...«.
Der Junge geht wieder zur Schule. Um auf andere Gedanken zu kommen, wie seine Mutter sagt. »Vor ein paar Tagen hatte Viktor jedoch wieder einen Zusammenbruch«, sagt sie weiter. »Wir haben unsere Tochter noch an der Unfallstelle gesehen. Das war furchtbar«, erinnert sie sich und kann ihre Tränen nicht verbergen. Schwer wird ihr ums Herz, wenn sie an die Pläne denkt, die ihre Tochter hatte: »Helena hätte in diesem Jahr ihren Abschluss an der Konrad-Adenauer-Schule gemacht. Sie wollte Bäckerin werden«. Ihr Gesicht versteinert, wenn sie an den betrunkenen Fahrer des Vectras denkt, der in der Unfallnacht zu schnell unterwegs war: »Es gab wohl keine Bremsspur«, ist Lydia Renpening verbittert. Auch kann die 38-Jährige nicht nachvollziehen, warum sich der Vectra-Fahrer, ein Russe, seit dem Unfall noch nicht bei der Familie gemeldet hat. »Wie kann man nur so herzlos sein?«, fragt sich die Mutter. Ob der Unfall vermeidbar war, wird durch die Auswertung der Messung geklärt.

Artikel vom 21.03.2006