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Grüner Star: Muss das Auge permanent getropft werden?

Wichtige Fragen und Antworten zu den Themen Glaukom und Makuladegeneration

Bielefeld (WB). Zahlreiche Fragen rund um das Thema Augenerkrankungen hatten unsere Leserinnen und Leser bei der FIT-Telefonaktion. Vier Experten aus der Region standen Rede und Antwort zu Entstehung, Behandlung und Pflege der Betroffenen.

Großes Interesse fand unsere Telefonaktion zu den beiden chronischen Augenerkrankungen Glaukom und Makuladegeneration. Am häufigsten erkundigten sich die Anruferinnen und Anrufer nach Erfolg versprechenden Behandlungsmethoden. Die häufigsten Fragen und Informationen haben wir hier noch einmal zusammengefasst. Unterstützt wurde die Aktion vom Deutschen Grünen Kreuz (DGK) und der »Initiative Auge«.

Wie merke ich, ob ich an einem Grünen Star leide?
Leider merken Sie davon lange Zeit meist überhaupt nichts. Das ist ja das Heimtückische an der Erkrankung. Irgendwann einmal fällt Ihnen vielleicht auf, dass Sie mit dem Bein an einen Stuhl oder Tisch gestoßen sind, den Sie gar nicht wahrgenommen haben.
Beim Grünen Star verschwindet zuerst der Rand des Gesichtfeldes. Dann ist die Krankheit aber schon sehr weit fortgeschritten und die Schäden am Sehnerven bereits beträchtlich. Vorsorgen können Sie nur durch die rechtzeitige Glaukom-Früherkennungsuntersuchung beim Augenarzt.
Stimmt es, dass die Glaukom-Früherkennung privat bezahlt werden muss?
Das ist richtig. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen schon seit einigen Jahren die Kosten für diese Untersuchung nicht mehr. Andererseits sollten die etwa 20 Euro kein Grund sein, auf diese wichtige Vorsorgemaßnahme zu verzichten.
Dafür ist das Augenlicht einfach zu wertvoll.

Bei mir wurde vor einem halben Jahr der Grüne Star entdeckt, seitdem bekomme ich Augentropfen. Wie lange muss ich die nehmen?
Der Grüne Star ist eine chronische Erkrankung. Das heißt, Sie müssen die Tropfen sehr wahrscheinlich lebenslang verwenden.
Mit den Tropfen soll der Druck im Auge wieder auf ein unschädliches Maß gesenkt werden. In der Regel klappt das sehr gut, wobei der Erfolg der Therapie regelmäßig kontrolliert werden muss. In einigen Fällen kann auch eine Operation helfen. Häufig muss aber auch danach noch weiter getropft werden.
Ich bin schon seit 15 Jahren Glaukom-Patientin. Dreimal täglich muss ich seither Augentropfen nehmen. Auf die Dauer ist das sehr lästig, und manchmal habe ich sie deswegen auch schon ganz weggelassen. Ich habe jetzt gehört, dass es auch einfacher geht, stimmt das?
Über dieses Problem klagen viele Glaukom-Patienten. In der Tat gibt es schon seit einigen Jahren modernere Glaukom-Medikamente, die nur noch einmal am Tag getropft werden müssen und den Druck trotzdem genauso wirkungsvoll oder sogar noch besser senken. Ein Beispiel dafür ist der Wirkstoff Latanoprost, der vermutlich auch deshalb weltweit am häufigsten verordnet wird.
Auf keinen Fall sollten Sie aber Ihre Tropfen ganz weglassen, denn das kann dazu führen, dass die Krankheit weiter fortschreitet. Sprechen sie stattdessen mit Ihrem behandelnden Arzt, ob er Ihnen nicht etwas Aktuelles verschreibt.

Meine Augenärztin hat mir eine neue Untersuchungsmethode empfohlen, die mit Laserlicht funktionieren soll. Lohnt sich das?
Sehr wahrscheinlich meint Ihre Ärztin damit die so genannte Retinatomographie (HRT). Bei diesem Verfahren wird die Netzhaut und der Sehnervenkopf mit einem Laserstrahl abgetastet. Das ergibt ein sehr genaues, dreidimensionales Bild des Augenhintergrundes, mit dem der Arzt seine Diagnose eindeutiger stellen kann.
Vorteilhaft ist die Methode aber insbesondere auch für die Therapiekontrolle, denn anhand der Fotos kann der Arzt beobachten, ob die verordneten Medikamente auch den Erfolg bringen, den man sich erhofft. Die Retinatomographie bedeutet also mehr Sicherheit für Patient und Arzt.
Die Untersuchung muss allerdings privat bezahlt werden, und nicht jeder Augenarzt verfügt über ein solches Gerät. Meist muss man dazu in ein spezielles Augendiagnostikcenter (ADC) oder in eine Augenklinik gehen.

Mein Augenarzt hat bei mir eine trockene Makuladegeneration festgestellt und mir Vitamin-Präparate empfohlen. Was halten Sie davon?
Bei der Makuladegeneration unterscheidet man zwei Formen, die trockene und die feuchte. Die trockene Form ist häufiger und schreitet normalerweise sehr langsam voran. Ursache sind Ablagerungen auf der Netzhaut des Auges.
Wirkungsvolle Therapien gibt es dafür leider noch nicht. Durch spezielle Vitamin-Präparate, die vor allem Lutein und Zeaxanthin enthalten, hofft man aber, der Krankheit vorzubeugen oder sie wenigstens zu verzögern. Das könnte zumindest eine Chance sein, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.

Mein Sehvermögen wird aufgrund einer feuchten Makuladegeneration zusehends schlechter. Was kann ich tun?
In der Tat ist die feuchte Makuladegeneration meist die gefährlichere Form dieser Krankheit. Sie ist zwar seltener, sie schreitet aber oft sehr rasant voran und kann das Augenlicht innerhalb einiger Monate rauben.
Verursacht wir sie durch Blutgefäße, die sich in der Makula der Netzhaut plötzlich neu bilden, obwohl sie dort nicht hingehören. Die Makula ist jene Stelle auf der Netzhaut, mit der wir am schärfsten Sehen können.
Bei bestimmten Patienten vermag vielleicht eine sogenannte photodynamische Therapie den Verlauf zu verzögern, es gibt auch verschiedene operative Verfahren, die in Einzelfällen helfen können. Hoffnungen setzt man im Augenblick auf neue Medikamente, von denen eines (Macugen) in den Vereinigten Staaten von Amerika bereits von Patienten erfolgreich verwendet wird. In Deutschland ist wohl noch im Frühjahr diesen Jahres mit einer Zulassung zu rechnen.

Kann sich aus einer trockenen Makuladegeneration auch eine feuchte entwickeln?
Das ist durchaus möglich und passiert auch nicht selten. Wenn ein Auge von der Makuladegeneration betroffen ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit relativ groß, dass irgendwann das zweite Auge ebenfalls erkranken wird.
Um derartige krankhafte Veränderungen rechtzeitig zu entdecken, sind deshalb regelmäßige Kontrollen der Augen beim Augenarzt besonders wichtig.

Artikel vom 24.03.2006