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Lehrerin Annika Ostkamp erklärt Bezirksvorsteherin Mareile Hempelmann das Büchereisystem.

»Antolin« soll die Kinder zum Lesen »verführen«

Neue Bibliothek in der Leineweberschule eingerichtet

Babenhausen (-er). 500 Bücher - das klingt nach gut gefüllten Regalen und viel Lesefutter. In den Genuss kommen seit einer Woche die Mädchen und Jungen der Leineweberschule. Und darüber hinaus vertiefen sie das Gelesene über ein spezielles Computerprogramm. Schulleiter Werner Riedinger hofft mit Konzept und Nutzung des Online-Programms »Antolin« einen Anschub der Leseförderung zu erreichen.

Wie motiviert man Grundschüler, die ein Handicap im Bereich Sprache haben, sich fürs Lesen zu interessieren? Pädagogin Annika Ostkamp hat zusammen mit ihren Kolleginnen ein Konzept entwickelt, das Bücherei und interaktive Computernutzung verknüpft. Möglich wird es durch die Unterstützung des Fördervereins und zahlreicher Spender.
Parallel wurde an der Leineweberschule zweierlei verwirklicht: die Schule erwarb eine Lizenz für das Buchportal Antolin (Kosten 150 Euro pro Jahr und Schule). Und sie richtete eine kleine Bibliothek ein. In der stehen ausschließlich ausgewählte und empfohlene Bücher für Kindern aus den Klasse 1 bis 4, die auch bei »Antolin« erfasst sind.
Wenn Karl einen Titel aus dem Themenkreis Fußball ausgewählt hat, wird die Ausleihkarte dieses Buches in seine persönliche Bücherei-Kartenkartei gelegt. »So wissen wir, wer das Buch gerade nutzt und können das Kind auch an die Rückgabe erinnern« erläutert Annika Ostkamp. Hat Karl das Buch ausgelesen, setzt er sich - in der Schule oder daheim - an den Computer, wählt Antolin an und gibt sein persönliches Passwort (steht auf dem Leseausweis) ein. Über den Titel klickt er sich zu einer Seite mit Fragen zum Buch, die er beantwortet. Und für jede richtig beantwortete Frage gibt es Punkte. Auf Karls Lesekonto kann er während des gesamten Schuljahres verfolgen, was er schon geschafft hat.
»Kinder gehen gern in den Wettbewerb, und dieser ist geeignet, die eigenen Fortschritte zu verfolgen. Es geht weniger um den Wettbewerb untereinander.« Der Lehrer hat zudem über sein Passwort die Möglichkeit, die Fortschritte des Schülers zu verfolgen. »Man kann sehen, wieviel und welche Bücher der Schüler in welchem Zeitraum schon gelesen hat.« Es besteht auch die Möglichkeit, am Schuljahresende eine Urkunde auszudrucken.
Antolin bietet auch den Schülern noch mehr als ein Lesekonto. Der Nutzer kann selbst seine Einschätzung zum Buch abgeben oder sogar Fragen vorschlagen. Und er sieht auch, welches Buch Gleichaltrige besonders gut gefallen hat. »9 000 Bücher sind dort erfasst, Kategorien zugeordnet und mit Verständnisfragen versehen«, erklärt Annika Ostkamp.
Die Pädagogen der Leineweberschule werden in den nächsten Wochen mit ihren Klassen das neue Angebot erkunden. »Wir haben einen Plan ausgehängt, der den Büchereiraum für eine Klasse oder eine Gruppe reserviert. Möglich ist der Zugang aber auch während der großen Pause«, sagte Annika Ostkamp. Ganz eifrige Leseratten können sich an drei Tagen der Woche Nachschub beschaffen.
Und ganz wie in einer richtigen Bücherei hilft auch ein Leitsystem, sich in den Angebot zurecht zu finden. Denn jeder Titel ist mit einem bunten Streifen auf dem Buchrücken gekennzeichnet. Der Jahrgangsstufe 1 ist die Farbe Rot zugeordnet, Grün ist Klasse 2, Gelb Klasse 3 und Blau eignet sich für Kinder der Klasse 4.
»Wir erhoffen uns mehrere Effekte«, betont Schulleiter Werner Riedinger. Umgang mit dem PC und dem Internet gehören neben der Leseförderung dazu. 4 500 Euro hat die Schule in dieses Projekt investiert. Bezirksvertretung Dornberg, Sparkassen-Stiftung und auch Helmut Schröder, der ehemalige Schulleiter (er verzichtete bei seiner Verabschiedung auf Geschenk und bat für Spenden für diesen Zweck) haben zur Verwirklichung beigetragen. Nun hoffen alle, dass die Mädchen und Jungen das Angebot gut nutzen. Weitere Spenden, mit denen zusätzliche Bücher angeschafft werden können, sind natürlich sehr willkommen.

Artikel vom 21.03.2006